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Archiv-Artikel

kurzkritik Sven Regener mit Band

Von fis

Blickrichtung Neue Vahr, Berliner Freiheit, konsumtives Herzstück des Stadtteils, ein genius loci des jüngsten Romans von Sven Regener – der Romancier konzertierte auf der Galopprennbahn mit seiner Band Element of Crime vor 1.500 Fans.

Die Wolken ziehen sich zusammen, als ob sie frieren. Auf den T-Shirts der Konzertbesucher steht „To old to die young“. Defätistische Sehnsucht nach einem unbestimmten Früher. Und alles geht immer irgendwie weiter. Untröstlich wird der Mensch. Auftritt Sven Regener: Immer wieder reißt er übermütig die Arme in die Höhe, brüllt schmunzelnd „Romantik!“. Kaum ein Wort klingt gebrüllt lächerlicher als Romantik. Es ist der gerechte Jähzorn eines romantischen Humoristen. Dazu passt seine zunehmend lebensgebeugte Haltung, der abgeklärt dunkle, leicht gurgelnde Tonfall eines leicht trunkenen Chansoniers. Gepflegte Tristesse: Keiner kann bösere Lieder seiner Ex hinterherdichten. Heilige Wehmut: Keiner kann sich mit so verschmitzter Melancholie in die Umarmungen der nächsten Liebe hineindichten. Und keiner nutzt so keck Mond, Regen, Wind und all die fallenden Blätter als Metaphern für eine mit der Welt uneinverstandene Gemütslage. Romantische Ironie – in einem Konzert ohne großen Gesten, überflüssige Erklärungen, vorschnelle Gewissheiten. Nur das schön traurige Element of Crime-Gefühl. Selten ist Weltschmerz so angenehm zu erleben wie unter den schunkeligen Einflüsterungen dieser Band: entrückend, entzückend. fis