: Puppenmord in Herat
Die Taliban köpfen einfach für ihr Leben gern
Über die kindische Blutrunst wie die grausame Kindsköpfigkeit des afghanischen Talib kann man sich medial allenthalben ein Bild machen. Im Fernsehen sieht man den oft paschtunischen Mordbrenner großkalibriges Gerät in kaputte Gegend feuern oder nach dem Schlachten auf dem Kinderkarussell herumtändeln. Aber wie ist der Talib privat? Was macht er gern nach Dienstschluss? Interessen, Hobbys, Steckenpferde? Aufschluss mag eine Schlagzeile bringen, die dpa gestern aus dem Hindukusch zauberte: „Taliban wollen Schaufensterpuppen köpfen.“ Auch wenn der Chef der Handelskammer Herat barmte, derartige Pappkameradinnen gäbe es „in allen islamischen Ländern in den Geschäften“, wankten die Islamisten nicht. „Sie müssen beseitigt werden“, juchzte der regional zuständige Tugendbold beglückt. „Zunächst solle es jedoch genügen, dass die Schaufensterpuppen enthauptet werden.“ Zunächst? Nach dieser Pflichtübung dürfen die Ebenbilder wohl in privater Islamistenrunde nach Lust und Laune aufs Rad geflochten, vom Elefanten zertrampelt, vom Panzer überrollt, mit einem Gewicht an den Füßen in den See geworfen werden. Denn allein in der Auslöschung liegt offenbar des Talibs Glück, sogar wenn er nur in effigie exekutieren darf.
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