KURZKRITIK: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER GRUNENBERGS PREMIERE : Angst vor Lücken
Mit einer kuratorischen Minderleistung begeht Kunsthallendirektor Christoph Grunenberg seinen Einstand: Unter dem Titel „Zauberspiegel“ zeigt er seinen Blick auf die Sammlung der Bremer Kunsthalle seit 1945 ergänzt durch das, was darin fehlt. Das hat ihm, ohne zu Zögern, die Kölner Sal.Oppenheim-Bank aus ihrem Bilderfundus geliehen.
Das ist keine Win-Win-Situation, nur gute Werbung. Denn die auf Millionärsbetreuung spezialisierte Deutsche Bank-Tochter hat gerade ihre erste Bremer Filiale eröffnet. „Die Ausstellung war für uns eine exzellente Gelegenheit, uns zu präsentieren“, erläutert Bankvorstand Gregor Broschinski fast schon treuherzig. Ein kurzer Blick auf’s Wer? und Wieviel? des Kunstvereins macht dieses Engagement ökonomisch plausibel.
Kuratorisch hingegen grenzt die Kooperations-Entscheidung an Schwachsinn. Denn die Sammlung selbst soll ja Gegenstand der Ausstellung sein. Und noch dazu ihr, laut Grunenberg, in der Dauerausstellung bislang unterrepräsentierter Teil, also die neueste Kunst. Wert und Profil einer Sammlung speisen sich aber stets ebenso viel aus ihren Lücken, wie aus dem tatsächlichen Bestand.
Wer diese Lücken stopft, vernichtet die Eigenart der Sammlung. So ist es ja bezeichnend, dass die hanseatische Großbourgeoisie eher zögert und sinnt, als es schlau gewesen wäre, knallbunte Pop-Art zu kaufen. Die Grunenberg liebt. Und der er, Courtesy Sal. Oppenheim, den Hauptraum widmet, „als Statement“. Hasst er die Sammlung, der er jetzt vorsteht?
Dann hätte er die Schau „Vergesst Bremen!“ nennen müssen, aber das hätte wohl Streit mit dem Sponsor bedeutet, der ja hier landen will. Bleibt also eine große Masse guter Kunst in einer miesen Ausstellung, die bis 26. 8. dauert. Und die Gewissheit, dass, was kommt, besser wird.