: Spitzen gegen neue Verbandsspitze
Im DOSB-Präsidium sind Exspitzensportlerinnen vertreten. Expräsident Hörmann spricht von „Umsturz“
Von Martin Krauss
Für die einen ist Thomas Weikert der neu gewählte Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Für jemand anderes ist er bloß ein Putschist. „Es liegen uns auch umfangreiche Hinweise und Belege dafür vor, dass es sich um einen ganz gezielten Umsturz an der gesamten Spitze des DOSB handelte“, sagte Weikerts Vorgänger Alfons Hörmann der Allgäuer Zeitung. Gegen Hörmann waren Vorwürfe laut geworden, er verbreite in der Frankfurter DOSB-Zentrale eine „Kultur der Angst“.
Die mächtige Ethikkommission um Exinnenminister Thomas de Maizière hatte daher vorgezogene Neuwahlen empfohlen, zu denen Hörmann nicht mehr antrat. Und zu der hybrid abgehaltenen DOSB-Mitgliederversammlung in Weimar war Hörmann nicht angereist – auf ärztlichen Rat, wie es hieß. Das übliche Eingangsstatement durfte er auch nicht halten – Corona straffe das Programm, wie es ebenfalls hieß.
Der 60-jährige Weikert war Präsident des Tischtennisweltverbandes. Er setzte sich gegen Claudia Bokel durch, Präsidentin des Deutschen Fechterbundes und ehemalige Weltklassefechterin. Auch die Vizes wurden neu gewählt: Mit der Bahnradolympiasiegerin Miriam Welte ist ebenso eine Exweltklasseathletin dabei wie mit der 12-fachen Paralymipicssiegerin Verena Bentele. Letztere sorgt als Präsidentin des Sozialverbandes VdK auch für eine ungewohnte Nähe von Sportverband und Sozialpolitik.
Weikert, Bokel, Bentele, Welte und andere wollen zunächst einmal für ein größeres Selbstbewusstsein des DOSB stehen. „Dass der Sport mit seinen präventiven Kräften in der Coronakrise in Berlin eine untergeordnete Rolle spielt, ist nicht zu verstehen“, kritisierte Weikert die alte und die neue Bundesregierung. Überlegungen eines eventuellen Boykotts der Olympischen Winterspiele, wie sie die künftige Außenministerin in einem taz-Interview angedeutet hatte, lehnt Weikert ab: „Frau Baerbock soll die Kirche im Dorf lassen. Boykott hat noch nie etwas gebracht.“
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