Verbindung zum Schöpfer

NOTIZBUCH Martin Mosebach und seine schrecklichen Sätze

Es wird das soziale Klima fördern, wenn Blasphemie wieder gefährlich wird.“ Und: „In diesem Zusammenhang will ich nicht verhehlen, dass ich unfähig bin, mich zu empören, wenn in ihrem Glauben beleidigte Muslime blasphemischen Künstlern [...] einen gewaltigen Schrecken einjagen.“ In dieser Woche hat Martin Mosebach, Büchnerpreisträger 2007, wirklich sehr schreckliche Sätze veröffentlicht. Offenbar kann er sich so eine Fatwa höchstens als Distinktionsspiel vorstellen.

Darüber sollte man aber nicht die schrecklichen Sätze vergessen, die Mosebach schon vorher gesagt hat. Letztes Ostern zum Beispiel in der Welt: „Diejenigen, die religiös unmusikalisch sind [...], sind in ihrer Vollausbildung als Menschen beeinträchtigt. Unglaube ist ein Mangel. Ein Leben in völliger Abkehr von Gott ist eine reduzierte Existenz. Die seelische und auch die rationale Fülle des Menschseins ist dann nicht gegeben, wenn die Verbindung zum Schöpfer verödet ist.“

Immerhin kann man sich nun erklären, warum man seine Figuren immer so langweilig findet. Mosebach beschreibt sie leicht verödet – während wirkliche Menschen längst alles verwenden, um ihrem Leben Fülle zu verleihen: Kunstevents, Liebeshändel und, auch das, aber halt nur unter anderem, Gottesdienstbesuche. Aber man kann auch einfach mal sagen: „beeinträchtigt“, „Mangel“, „reduziert“, „verödet“ – hat er sie nicht mehr alle?! Und wann ist eigentlich der Tatbestand einer Beleidigung der Ungläubigen gegeben?

Aus der Welt stammt auch folgender Satz: „Entweder die Religion besitzt die Wahrheit über das Wesen des Menschen, seine Herkunft und sein Ziel – oder sie besitzt sie nicht.“ Noch nicht einmal mit diesem Satz hat er recht. Weil es immer darauf ankommt, welche Wahrheit man meint. Mosebachs ist nicht nur reaktionär, sondern auch zu simpel. DRK