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Wenn Kontrolleure die besseren Schauspieler sind

Berlin-Moabit

Rund 81.000 Einwohner.

Der Namen des Ortsteils wird auf die Hugenotten zurückgeführt: Die französischen Glaubensflüchtlinge nannten ihre neue Heimat in Anlehnung an das Alte Testament terre de Moab.

Unten im U-Bahnhof Hansaplatz steht schon meine Bahn. Als ich gerade einsteigen will, sehe ich aus dem Augenwinkel zwei Typen sich zunicken und gleichzeitig in zwei unterschiedlichen Türen verschwinden. Puh, grad noch so gerettet, dann warte ich halt auf die Nächste.

Zwei Jungs, Jogginghose, Bauchtasche, laufen lächelnd auf mich zu: „Zeig mal deinen Fahrschein bitte!“ Ich zögere, doch da hält der Größere schon seinen Ausweis hoch. „Ich war aber gar nicht drin“, murmel ich, während ich pflichtbewusst meinen Personalausweis präsentiere. „Komm, du kannst direkt bezahlen.“ – „Aber ich war doch gar nicht in der Bahn“, verteidige ich mich. Nach kurzem Stand-off lachen die beiden: „Wir ham dich verarscht, man! Der Ausweis ist von meiner Arbeit. Ich mach Security.“ Ich lache verärgert. Hatte mich schon dabei gesehen, wie ich 60 Euro beraffe.

Lachend steigen wir zusammen in die Bahn. Plötzlich holen beide ihre Ausweise raus und – kontrollieren. Ich muss laut lachen. Der Kleinere läuft breit grinsend an mir vorbei. An der nächsten Station steige ich unbehelligt aus. Schwarzfahren? Mach ich nicht mehr.

Hanno Rehlinger

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