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Archiv-Artikel

Schulschließung – „Nicht kampflos aufgeben“

Die Schul-Außenstelle Auf der Hohwisch soll geschlossen werden – ohne Grund sagen die Eltern. Sie sehen in der Grundschule ein Paradebeispiel für die Integration von jungen ausländischen Familien und ein Zentrum Hastedts

Von ky

bremen taz ■ Guste Störmer macht sich Sorgen. Die Mutter von Andrea (7) und Christian (4) weiß noch nicht, wo ihre Kinder demnächst Schule und Kindergarten besuchen. Noch gehen sie in das Areal Auf der Hohwisch, doch die Grundschul-Außenstelle der Schule am Alten Postweg steht auf der Sparliste von Bildungssenator Willi Lemke (SPD), die morgen in der Bildungsdeputation diskutiert wird. „Wenn die Schule erstmal geschlossen ist, dann müssen Kindergarten und Hort auch bald dran glauben“, sagt Guste Störmer verärgert: „Dann gibt’s nicht mehr viel vom Zentrum dieses Stadtteils.“ Die Schule sei auch nachmittags Treffpunkt der Jugendlichen.

Eltern und Anwohner haben sich in einer Stadtteilinitiative zusammengeschlossen, wehren sich gegen die Schulschließung. Sie sammeln Unterschriften und gestalten Plakate, mit denen sie Schule, Läden und Plakatwände in Hastedt ausstaffieren. „Die Unterstützung ist groß“, sagt Marcus Neumann von der Stadtteilinitiative. „Es gab kein Geschäft oder Lokal, in dem wir unsere Protestplakate nicht aufhängen durften.“

Mit 87 Schülern und vier Klassen gehört die einzügige Grundschule zu den kleinsten der Stadt. Sie ist eine Dependance der Schule am Alten Postweg, die von mehr als doppelt so vielen Schülern besucht wird. „Die Schule im Alten Postweg ist aber eine sechsjährige Grundschule. Wer die nicht besuchen will, muss lange Wege auf sich nehmen“, meint Guste Strömer. Sie wohnt fünf Häuser neben der Grundschule Auf der Hohwisch, Tochter Andrea kann morgens allein zum Unterricht gehen. „Unsere Schule ist ein Paradebeispiel. Hier werden Ausländer integriert, es können gar nicht alle Schüler aufgenommen werden“, sagt die ängstliche Mutter.

„Noch ist nicht klar, welche Schule wann geschlossen wird“, wiegelt der Sprecher des Bildungsressorts, Rainer Gausepohl, ab. Es gebe bisher nur eine Vorlage für die Deputationssitzung. Der Erlös aus dem Verkauf eines Geländes sei nicht der entscheidende Faktor für Schulschließungen. „Wir sollen nach einem Senatsbeschluss Flächen aufgeben. Schulen werden wegen zurückgehender Schülerzahlen zusammengelegt.“

Politiker verschiedener Parteien kritisieren unterdessen die fehlenden Zahlen in Lemkes Vorlage. Es sei nicht klar, wie viele Kinder wo welche Schule angewählt hätten und warum welche Schule geschlossen werde, hieß es aus Kreisen der Grünen. Lemke habe schon im Winter ein Konzept vorgelegt, das damals unzureichend gewesen sei. Jetzt gebe es wieder keine Datengrundlage, die die Entscheidung für die Schließung einiger Standorte nachvollziehbar werden lasse, meinen CDU-Politiker. Alle erwarten weitere Ankündigungen von Schulschließungen im Herbst.

Den Eltern in Hastedt nützt das alles nichts. Stolz zeigen sie die Grundschule, die auch die schulgeschichtliche Sammlung unter ihrem Dach hat. „Die Sammlung soll ja wohl in ein Museum im Überseehafen wandern“, sagt Marcus Neumann: „Wer will denn da ein Schulmuseum besuchen? Das gehört doch in eine Schule“, fordert der Mann von der Stadtteilinitiative. Er kann nicht verstehen, dass ein geplanter Verkauf große Erlöse für den Bildungssenator bringen soll. „Die Schule ist denkmalgeschützt, wer soll die kaufen?“ Neumann will jetzt erstmal Dampf machen. Am Donnerstag will die Initiative in der Deputation sprechen. Neumann: „Wenn das nichts bringt haben wir noch mehr in petto. Kampflos geben wir nicht auf.“ ky