meinungsstark
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Speisekarte ohne Preise

„Die mit dem Bier ist immer der Mann“, taz vom 7. 11. 21

Eine Lanze für die Damenkarte brechen! Von meiner Mutter weiß ich, dass sie auch die Damenkarte liebte. Sie konnte so unbeschwert bestellen, ohne auf den Bestellwert meines Vaters achten zu müssen. Auch ich habe die Damenkarte bei Einladungen von Geschäftspartnern stets als vorteilhaft empfunden. Sich an dem Begriff Damenkarte hochzuziehen, halte ich auch für surreal. Ich habe auch noch nie eine Damenkarte gesehen, es war immer eine normale Speisekarte ohne Preise.

Klaus-Ferdinand Hummel, Stuttgart

Konkurrenz der Omas

„Vielleicht will ich kein Kind“, taz vom 10. 11. 21

Der Text von Lin Hierse hat mich sehr betroffen gemacht. Ich bin 72 Jahre alt, kinderlos und war Grundschullehrerin. Ich teile ihre Erfahrungen und ihre Meinung. Selbst meine Fähigkeiten als Grundschullehrerin wurden von Kolleginnen (kleines i!) angezweifelt. Frau war der Meinung, eine Nichtmutter kann sich nicht in Grundschulkinder hineinversetzen. Heute erschreckt mich, welchen Druck Frauen meines Alters auf ihre Töchter ausüben. Die Konkurrenz der Omas scheint mir noch schlimmer zu sein als die der Mütter.

Christa Schäfer-Scheuermann, Hofheim

Einfache Sprache in Coronazeiten

„Wichtige Infos zum Corona-Virus“, taz vom 11. 11. 21

Covid, Sars, Grippe, Corona. Nehme ich nun Booster oder eine Impfung zur Auffrischung? Meine Eltern sind über achtzig, lassen sich uneingeschränkt impfen, sind aber der vielen Begriffe nicht mächtig. Haltet es in der Sprache doch so einfach wie möglich, um viele zu erreichen. Von Auffrischung zu sprechen, macht es – nicht nur – für die Älteren doch einfacher.

Maria Hoffmann-Herz, Gelsenkirchen

Statt Bier den Aperol des Gatten

„Die mit dem Bier ist immer der Mann“, taz vom 7. 11. 21

In einigen Bereichen haben Sie sicher Recht. Natürlich könnte eine Servicekraft fragen, wer was bekommt. Die Betonung liegt auf: könnte. Letzte Woche war ich im Café am Neuen See in Berlin. Circa 120 Sitzplätze, gut besucht. EINE Servicekraft, die noch dazu freiwillig aus ihrem freien Tag zum Dienst erschienen ist, weil alle anderen Kollegen krank waren. Die Frau rannte und schleppte, dass es mitleiderregend war. Ob es da noch wichtig ist, die Etikette einzuhalten und ja nicht das Falsche vor ihn oder sie zu stellen, weiß ich nicht.

Ich finde es manchmal eher witzig, die typisch menschlichen Schlussfolgerungen, die übrigens jeder von uns automatisch in jeder Situation zieht, zu beobachten. Unser Gehirn neigt zu Verallgemeinerungen, weil es uns das Leben erleichtert und wir nicht bei Tausenden Entscheidungen täglich stets neu überlegen, nachfragen und abwägen können. Man kann mal die Kirche im Dorf lassen, wenn man in der Durchschnittsgastronomie unterwegs ist, denn in der gehobenen passiert das nicht. Das Aufregen über solche Kleinigkeiten scheint daher zu rühren, dass die wahren Probleme der Frauen (Gender Pay Gap, fehlende Kitaplätze, Benachteiligungen im Job) nicht bekannt oder nicht wichtig sind.

Kerstin Schaffhauser, Berlin