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Archiv-Artikel

Die Akademikerinnenprämie KOMMENTAR VON ULRIKE WINKELMANN

Eines ist der SPD immerhin gelungen: Sie hat die Forderung nach dem Elterngeld als ein „linkes“ oder auch „sozial gerechtes“ Gegengewicht zur Agenda 2010 verkauft. Das aber hat das Elterngeld nicht verdient. Wer gut verdienenden Eltern fürs Babymachen und -hüten ebenso drei Viertel ihres Lohns zahlt wie Schlechtverdienern, handelt nicht sozial ausgleichend. Er bestätigt mit Steuergeldern die bestehenden Einkommensunterschiede. Arme Kinder sind dem Staat also wenig Förderung wert, reiche Kinder viel.

Da die SPD dies unter anderem damit rechtfertigt, dass besonders Akademikerinnen zur Kinderproduktion angeregt werden sollen, lässt sich das Elterngeld also auch als Akademikerinnengebärprämie bezeichnen. Nun ist mittlerweile erwiesen, dass Studierte gar nicht viel gebärfauler sind als Nichtstudierte. Die geringen Prozentunterschiede in den Kinderzahlen rechtfertigen die absehbar beträchtlichen Prozentunterschiede in der Gebärförderung jedenfalls nicht.

Und was die Erhöhung der weiblichen Erwerbsquote angeht, so mag das Auslaufen des Elterngelds nach einem Jahr zwar für viele ein Anreiz sein, wieder in den Beruf zurückzukehren – Kita-Platz vorausgesetzt. Doch sieht die Berufswelt gerade für Akademikerinnen eben eher Allzeit-Bereitschaft und Überstunden vor als Zuhausebleiben bei Windpocken oder pünktlichen Kita-Abholservice. Um den Arbeitgebern jedoch die Idee „familienfreundliche Arbeitszeiten“ beizubringen, beließ es Kanzler Gerhard Schröder gestern erneut beim „Appell“.

Fortschrittlich klingt, dass das Elterngeld aus Skandinavien kommt und hier für mehr Babys gesorgt habe, wobei sich sogar Väter an der Betreuung beteiligen. Doch siehe da: Im „Wahlmanifest“ der SPD kommt – anders beim Vorbild – kein spezieller Anreiz für die Väter vor, ebenfalls ein paar Monate auszusetzen. Im Übrigen hing Schwedens Babyboom von weit mehr Faktoren ab als vom Elterngeld.

Mit dem Elterngeld wirbt die SPD um die gut ausgebildete, gut verdienende Mittelschicht. Man kennt das schon: Früher nannte sie dieses Konzept „Neue Mitte“, dann „Agenda 2010“. Mehr „soziale Gerechtigkeit“ schafft die SPD damit nicht.