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Archiv-Artikel

Mehr Hubraum für den Wirtschaftsmotor

Senat schüttet für Eurogate den Petroleumhafen zu. Das soll Platz für zusätzliche 1,2 bis 1,5 Millionen Container schaffen. Umschlagbetrieb will Bahnhofskapazität verdoppeln. Offensiver Umgang mit Belastungen für die Nachbarn vereinbart

von Gernot Knödler

Der Containerhafen breitet sich weiter aus. Nach einer Vereinbarung, die Eurogate gestern mit dem Senat getroffen hat, darf die Firma ihren Containerterminal in Waltershof nach Westen erweitern. Um hierfür die Voraussetzungen zu schaffen, wird der Senat insgesamt „deutlich mehr als 100 Millionen Euro“ ausgeben. Eurogate will 150 Millionen in das Projekt investieren und 250 Arbeitsplätze schaffen.

Das Vorhaben trägt den enormen Zuwachsraten des Containerverkehrs Rechnung, die den Eurogate-Terminal trotz der Modernisierung bestehender Anlagen im Jahr 2008 an seine Kapazitätsgrenze stoßen lassen würde. Mit den Umweltbelastungen, die durch die Erweiterung auf die Bewohner am nördlichen Elbufer und in Finkenwerder zukommen, solle „offensiv“ umgegangen werden, vereinbarten die Projektpartner.

Im Zuge der Erweiterung soll der Petroleumhafen – bekannt durch den im vergangenen Jahr verunglückten Säuretanker – teilweise zugeschüttet werden, um Stellfläche für Container zu gewinnen. Am Elbufer sollen Liegeplätze für zwei große Containerschiffe und ein Feederschiff für den Zubringerdienst angelegt werden. 2010 sollen hier die ersten Schiffe abgefertigt werden. Im Rest des Petroleumhafens ist ein neuer Feederliegeplatz geplant. Außerdem will Eurogate die Umschlagskapazität seines Containerbahnhofs in Waltershof verdoppeln.

Der Bahnhof sei mit 300.000 umgeschlagenen Einheiten (entsprechend 465.000 TEU) schon heute der größte in Deutschland, wie Peter Zielinski, Geschäftsführer des Container-Terminals, sagte. Die nächstgrößten befinden sich mit jeweils 260.000 Einheiten in Köln und München. Der Waltershofer Bahnhof soll in fünf Jahren rund 600.000 Einheiten abfertigen können. In einem dritten Schritt wäre sogar eine abermalige Erweiterung auf insgesamt 900.000 Einheiten möglich.

Zusammen mit bereits laufenden Ausbau-Aktivitäten im Umfang von 200 Millionen Euro will Eurogate in Waltershof direkt 750 Arbeitsplätze schaffen. Dazu kämen weitere Stellen im „Dienstleistungsumfeld“, so dass am Ende mehr als 2.000 neue Arbeitsplätze zu verbuchen sein würden, schätzte Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU). Dabei halte der Senat „an dem Grundsatz fest, vor einem Neubau von Terminals zunächst den Spielraum bei den bestehenden Terminals auszureizen, um so die Hafenflächen bestmöglich zu nutzen“, sagte er mit Blick auf die Diskussion um Steinwerder.

Die Ankündigung des Senats, dort, mitten im Hafen, mittelfristig einen neuen Containerterminal zu errichten, hatte in den vergangenen Wochen in der Hafenwirtschaft für Unruhe gesorgt. Eine große Zahl von Unternehmen, die heute dort ihren Sitz haben, sieht sich zum Umzug genötigt und verlangt vom Senat und der Port Authority eine verlässliche Zukunftsplanung. Demgegenüber muss am Petroleumhafen lediglich die Firma Bominflot mit ihrem Tanklager weichen. Die Modalitäten hierfür werden nach Auskunft der Wirtschaftsbehörde derzeit ausgehandelt.

Uldall zufolge hat der Senat mit Eurogate vereinbart, „die Wohnbevölkerung im Umkreis der Erweiterung frühzeitig über das Vorhaben zu informieren“. Das Planfeststellungsverfahren, das jetzt vorbereitet werde, sei zwar „relativ einfach“, sagte Geschäftsführer Emanuel Schiffer. Eurogate wolle aber die Belästigung der Nachbarn durch Licht, Lärm und Ruß möglichst gering halten. Schon heute verwende seine Firma nur noch Van-Carrier mit gekapselten Motoren. Sie sei bereit, über Elektroantriebe nachzudenken und teste derzeit eine Containerbrücke mit schallgedämmtem Maschinenhaus sowie eine Absetzautomatik, die verhindern soll, dass Container aufeinander knallen.