: Zwei Herzen zu viel
Weil ein Sponsor für Sexspielzeug wirbt, steigen die USA aus der Übertragung eines Curling-Turniers aus
Es gibt sie bestimmt auch in den USA oder in Japan: Liebhaber des Curlingsports. Deren Blicke sind in diesen Tagen aufs niederländische Leeuwarden gerichtet, wo der Welt-Curling-Verband ein Qualifikationsturnier für die Olympischen Winterspiele in Peking veranstalten lässt. Auf Live-Bilder von dem Event mussten Fans aus den beiden Länder indes verzichten. Weil ein Vertrieb für Sexspielzeug zu den lokalen Sponsoren des Turniers gehört, wurde der Live-Stream des Events in Japan und den USA abgeklemmt.
Der UC-Curling-Verband drückte via Twitter sein Bedauern darüber aus, dass keine Live-Bilder von Auftaktmatch des Teams aus den Vereinigten Staaten zu sehen waren. Als Grund gab er einen „unvorhergesehenen Konflikt über einen lokalen Sponsor mit den Veranstaltern“ an. Man wollte den US-Zuschauern das Logo wohl nicht zumuten, das da auf dem Eis zu sehen ist, über das die Curlingsteine gleiten. Das Logo zeigt zwei Herzchen in Rosa neben dem Schriftzug. Vielleicht ist der Weg vom Stream zur Website des Unternehmens für die prüden Curlingfunktionäre einfach zu kurz und sie befürchten, dass junge User allzu leicht auf den Button geraten können, auf dem mit einem 60-Prozent-Rabatt für „automatische Masturbatoren“ geworben wird.
Schon einmal hat es Ärger um einen Sportsponsoringdeal des Erotikaversandhauses gegeben. Als zu Beginn der Saison 2020/21 der niederländische Fußball-Zweitligist FC Emmen mit Werbung für Easy Toys auf der Brust auflief, war der Verband zunächst entsetzt und wollte die Leibchen verbannen. Bald legte sich die Aufregung wieder. Die Emmener spielen bis heute mit den zwei Herzchen auf der Brust. (taz)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen