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Archiv-Artikel

Hamid Karsai zum Wahlsieger erklärt

AFGHANISTAN Umstrittene Wahlkommission verkündet vorläufiges Endergebnis: 55 Prozent für Hamid Karsai. EU-Beobachter gehen von 1,5 Millionen gefälschten oder zweifelhaften Stimmen aus

KABUL/BERLIN dpa/rtr/taz | Knapp vier Wochen nach der Präsidentschaftswahl in Afghanistan hat die umstrittene „Unabhängige Wahlkommission“ das vorläufige Endergebnis verkündet. Demnach habe Amtsinhaber Hamid Karsai die Wahl mit 54,6 Prozent der Stimmen gewonnen. Karsais wichtigster Rivale Abdullah Abdullah kam demnach auf 27,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung gab die Kommission mit 38,7 Prozent an. Insgesamt seien am 20. August 5.918.741 Stimmen abgegeben worden.

Die EU-Wahlbeobachter gehen allerdings davon aus, dass etwa 1,5 Millionen der veröffentlichten Stimmen gefälscht oder zumindest zweifelhaft sind. Dies erklärte die stellvertretende Missionschefin Dimitra Ioannou am Mittwoch im Kabul. „Sie müssen alle überprüft werden“, fügte sie hinzu. 1,1 Millionen der monierten Stimmen entfielen auf den Amtsinhaber Hamid Karsai und 300.000 auf Abdullah.

Gemessen an den Zahlen der Wahlkommission entsprechen 1,5 Millionen zweifelhafte Stimmen einem Viertel aller abgegebenen Stimmzettel. Allerdings gehen Schätzungen aus der Umgebung Karsais davon aus, dass nur 2 bis 2,5 Millionen Afghanen (darunter sehr wenige Frauen) tatsächlich zur Wahl gingen. Sollte dies zutreffen, würde das bedeuten, dass über die Hälfte der abgegebenen Stimmen möglicherweise gefälscht sind.

Unterdessen wurden am Mittwoch bei Gefechten nahe der nordafghanischen Stadt Kundus acht deutsche Soldaten verwundet, einer von ihnen schwer. Der schwer verletzte Soldat sei mit dem Hubschrauber ins deutsche Lazarett in Masar-i-Scharif ausgeflogen worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin, Thomas Raabe. Nach Angaben der Bundeswehr soll er nach Deutschland zurückgeflogen werden, sobald es sein Zustand erlaubt. Sieben weitere deutsche Soldaten wurden bei den Gefechten leicht verletzt. Die deutsche Patrouille sei etwa zwölf Kilometer südlich des Feldlagers Kundus mit Panzerfäusten und Sturmgewehren angegriffen worden.

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