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berliner szenenSie klingt wie meine Oma

Ich schließe gerade mein Fahrrad vor dem Penny im Wedding an, als eine kleine ältere Dame mit Rollator auf mich zukommt. „Entschuldigung, hätten Sie vielleicht einen Euro?“, fragt sie, als ich mein Rad anschließe. Sie trägt eine helle Blümchenbluse, ihre kurzen Locken sind ordentlich frisiert. Es ist neun Uhr früh, ich bin noch nicht ganz wach. Braucht sie vermutlich für den Einkaufswagen, denke ich. Ich krame in meinem Portemonnaie. Leider habe ich nur ein paar Kupfermünzen und ein 50-Cent-Stück. Dann würde sie das nehmen, sagt sie. Und schließt gleich eine Frage an: „Würden Sie mir ein Glas Wiener Würstchen mitbringen? Ich hab nur wenig Geld.“

Ich bin ein bisschen perplex und sage erst mal gar nichts mehr. Eigentlich wollte ich nur kurz schauen, ob sie hier die Wasserhähne aus der Werbung haben. Ich brauche dringend einen neuen für die Spüle.

Im Laden ist es schon ziemlich voll. Zwischen den Regalen wird überall Ware eingeräumt, Frauen mit Einkaufswagen stehen vor Sonderangeboten. Eine Männerstimme erinnert mich über Lautsprecher daran, schon mal fürs Mittagessen einzukaufen: „Frische Schweineschnitzel, dazu knusprige Pommes oder Bratkartoffeln.“ Er hat noch viele andere Ideen. Als er mir Käsesorten fürs Abendessen empfiehlt, merke ich, dass ich krass genervt bin. Ich will das nicht anhören, aber es gibt kein Entkommen. Es nervt. Und Wasserhähne sehe ich hier auch nirgends. Aber die Würstchen, ach ja. Schnell ein Glas aus dem Regal gegriffen, ab zur Kasse, dann nichts wie raus. „Und? Haben Sie sie bekommen?“, höre ich da plötzlich die Frau. Sie klingt wie meine Oma früher, wenn sie mich einkaufen schickte. Ich drücke ihr das Würstchenglas in die Hand und höre beim Losfahren noch, wie sie die nächsten anspricht: „Hätten Sie vielleicht einen Euro?“ Gaby Coldewey

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