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Archiv-Artikel

Polizei fischt Zigaretten

Großeinsatz beim Berliner Landeskriminalamt: Die Ermittler haben in einer dreitägigen Aktion fast eine Millionen Schmuggelzigaretten beschlagnahmt

In einer dreitägigen Aktion hat die „Gemeinsame Ermittlungsgruppe Zigarettenhandel“ (GE Zig) der Berliner Polizei und des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg vom Sonntagabend bis zum Mittwoch zehn mutmaßliche polnische und vietnamesische Zigarettenhändler im Alter zwischen 22 und 36 Jahren festgenommen. An dem Einsatz waren über 300 Beamte beteiligt. Durchsucht wurden dabei 15 Wohnungen und Geschäftsräume in Marzahn und Hellersdorf sowie in vier Orten in Brandenburg. Dabei wurden nach Angaben der Dezernatsleiterin, Kriminaloberrätin Sabine Schröder, mehrere Fahrzeuge und Computer sowie knapp 810.000 Schmuggelzigaretten und rund 41.650 Euro Bargeld sichergestellt. Insgesamt glauben die Ermittler der Bande seit Januar dieses Jahres 155 Lieferungen mit insgesamt etwa 15,8 Millionen Zigaretten nachweisen zu können.

Versteckt war die Schmuggelware, die teilweise aus ukrainischer Produktion stammte, in großen Reklameschildern, Sofas und Sesseln. Der geschätzte Steuerschaden: etwa drei Millionen Euro. Hintergrund der Aktion ist ein Ermittlungsverfahren aus dem November 2003. In den vergangenen Monaten führte dies offenbar zu mehreren Täterhinweisen, die die Festnahmeaktionen auslösten.

Insgesamt 120 Lieferungen habe man „mitverfolgt“, sagte Zollamtmann Peter Becker gestern, neun davon seien „abgegriffen“ worden. Dass es sich bei den übrigen Ladungen um so genannte kontrollierte Lieferungen handelte, bei denen die Polizei einen Transport bewusst durchlässt, aber durch V-Leute oder eigene Observationen stets über dessen aktuellen Verbleib informiert ist, bestritt Becker. Auch warum man bekannte Transporte nicht gleich an der polnischen Grenze hat aufhalten lassen, wurde gestern nur unzureichend beantwortet. „Dann wären wir ja raus gewesen“, so die Antwort von Becker. Offenbar wollte die GE Zig das Spiel also allein spielen und somit die entsprechenden Lorbeeren einstreichen. Wegen des engen Bezuges zu Polen wird das gesamte Ermittlungsverfahren von der Staatsanwaltschaft in Frankfurt (Oder) geführt. Otto Diederichs