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Archiv-Artikel

Die Mauer in den Köpfen der CDU

Die Union rührte eifrig die Trommel zum Erhalt der Mauerkreuze, will aber Originalmauer abreißen

Ein neuer Streit um den Erhalt von Mauerresten bahnt sich an. Nachdem sich die Berliner CDU vehement für den Erhalt der Kopie-Mauer am Checkpoint Charlie eingesetzt hatte, will sie nun an anderer Stelle im Bezirk Mitte einen Originalabschnitt der Hinterlandmauer opfern. Hier begann zu DDR-Zeiten der Todesstreifen. Das Bezirksamt Mitte hat mit Bezirksbürgermeister Joachim Zeller (CDU) beschlossen, 90 Meter des 410 Meter langen, denkmalgeschützten Betonwalls auf dem Gelände des Nordbahnhofs abzureißen – auf dem frei werdenden Gelände soll ein Sportplatz entstehen.

Kritik von Kultursenator

Kultursenator Thomas Flierl (PDS) sprach sich gestern gegen das CDU-Vorhaben aus. In einem Brief an Zeller verlangte der Senator, den Abrissbeschluss vorerst nicht umzusetzen, wie Flierls Büroleiterin am Donnerstag bestätigte. Der Senator befürchte, dass die letzte Chance vertan werden könnte, die Dimension der Berliner Mauer darzustellen. Auch die Grünen kritisierten den geplanten Abriss. Der Verein Berliner Mauer hatte den Bezirkspolitikern vorgehalten, mit ihren Abrissplänen das neue Konzept für die Mauer-Gedenkstätte an der Bernauer Straße zu gefährden. Es sieht vor, alle Spuren der einstigen Sperranlagen zwischen Strelitzer Straße und Bergstraße beziehungsweise Gartenstraße zu sichern. An der Gartenstraße soll eine Aussichtsplattform entstehen, von der aus man auch die Hinterlandmauer auf dem Nordbahnhofsgelände sehen kann. Beobachter können sich so eine Vorstellung vom Ausmaß der Sperranlagen machen.

Der Berliner Grünen-Europaabgeordnete Michael Cramer warf indes der CDU Heuchelei vor. Die Union habe sich wochenlang werbewirksam für den Erhalt der Mauerkreuze am Checkpoint Charlie eingesetzt – und wolle nun Originalteile der Mauer abreißen. Die Union müsse sich entscheiden, ob sie nun Reste der Mauer schützen oder nur für den Wahlkampf instrumentalisieren wolle.

CDU-Generalsekretär Frank Henkel erklärte dazu, er halte die Planung des Bezirks für einen Kompromiss, den man heute eingehen müsse. TAZ