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wortwechselAlle Kan­di­da­t:in­nen sind pro Klima

FDP-Chef Lindner möchte neue Technologien im Klimaschutz. Olaf Scholz will zurück zur Schuldenbremse. Gut fürs Klima wäre auch ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen

Bayerische Spezialitäten

„German engineered Klimaschutz“,

taz vom 15. 9. 21

Das ist nett, dass die taz heute auch dem FDP-Meister Lindner ein großes Forum bietet. Ganz untergegangen ist, dass CSU-Chef Söder beim Parteitag in Nürnberg Demonstranten, die gegen die Abholzung von 146 Hektar Wald für ein ICE-Ausbesserungswerk im Nürnberger Reichswald demonstrierten, von der Polizei vertreiben ließ. Sie durften einen Brief übergeben, der sicher im Papierkorb landete. Solches Verhalten kennt man eigentlich eher aus Belarus oder von Demos in Moskau und Peking oder Hongkong. Söder und die CSU machen es möglich.

Helmut Schall, Feucht b. Nürnberg

Klimapolitik

„Die große Transformation des Olaf Scholz“, taz vom 16. 9. 21

Alle reden von neuer grüner Industrie, von Entfesselung der Wirtschaft bis hin zum Import von Strom sogar mit Hilfe Chiles. Keiner erklärt konkret,wie wir uns darauf vorbereiten können, zum Beispiel welche Berufsausbildung in die neuen Industrien führen sollen. Laschet und Lindner starren wie das Kaninchen auf die Schlange, damit die Investoren sich doch bitte schnellstens zum Dienstantritt melden. Scholz, der ehemalige Stamokap-Anhänger, will mithilfe des Steuerzahlers und einer ausgebremsten Schuldenbremse „jetzt aber zügig“ Weichen stellen können.

Man wird fragen dürfen, warum diese „Erkenntnisse“ erst jetzt im Wahlkampf und unter dem Druck eines Urteils der Verfassungsrichter vorgebracht werden. Glaubwürdig ist das nicht, insbesondere, wenn wir nach den Wahlen ein unwürdiges Geschachere von eigentlich gescheiterten Provinzpolitikern erwarten dürfen. Dietmar Rauter, Kronshagen

Klimaschutz

„Prima Klima? Nein, danke!“,

taz vom 14. 9. 21

Ist die Dramatik der Auswirkungen unserer Umweltzerstörungen trotz aller jahrzehntelangen Warnungen so vieler Wissenschaftler wirklich bei uns angekommen?

Auch Menschen, die ausschließlich an ihrem eigenen wirtschaftlichen Vorteil orientiert sind, sollte durch die zunehmenden Katastrophen klar geworden sein, dass die Kosten unseres Weiter-so schon heute weitaus höher sind (und in Zukunft zunehmend unkalkulierbar und unbezahlbar werden) als die Kosten heutiger konkreter Klimaschutzmaßnahmen.

Trotzdem wurden sowohl im „Triell“ als auch im „Vierkampf“ Fragen zu Kosten von konkreten Maßnahmen alleinig an die beiden Parteien (Grüne und Linke) gerichtet, die als Einzige sofort wirksame, konkrete Maßnahmen benennen.

Die in den letzten 16 Jahren regierenden und verantwortlichen Parteien (CDU, CSU, FDP, SPD) werden immer noch nicht mit den Kosten ihrer Untätigkeit konfrontiert und verzichten in ihren aktuellen Wahlprogrammen auch weiter auf sofort wirksame, konkrete Maßnahmen. Würden wir als einer der letzten Staaten das überfällige Tempolimit auf Autobahnen endlich einführen, hätte dies sofortige Auswirkungen: Ein Tempolimit von 100 Stundenkilometern in Deutschland würde 5,4 Millionen Tonnen CO2 einsparen.

Ruth Gores, Kelmis

CO2-Deckel

„German engineered Klimaschutz“,

taz vom 15. 9. 21

Etwas mehr Nachhaken hätte diesem Interview mehr Tiefe gegeben. Beispiel: CO2-Deckel. Gute Idee, aber wie wird das verbleibende Budget verteilt? Wird das Budget meistbietend verkauft, wie es heute durch die CO2-Besteuerung geschieht – mit der Konsequenz, dass Menschen mit wenig Geld über die Hintertür ein CO2-Verbot erteilt bekommen, während Wohlhabende sich freikaufen können? Oder bekommt jeder Bundesbürger dasselbe Budget?

Die genaue Abrechnung des CO2-Verbrauchs – nicht in Euro, sondern in Kilogramm CO2 – für jeden Bürger an der Ladenkasse wäre ein schöner Anwendungsfall für die Digitalisierungs-Offensive, die die FDP fordert.

Thomas Damrau, Böblingen

Frau in der Kritik

„Was jetzt noch geht“, taz vom 12. 9. 21

Die generelle Kritik an Annalena Baerbock basiert natürlich darauf, weil sie eine junge Frau ist und sie zeigt, wie sexistisch die Bundesrepublik im Jahr 2021 immer noch ist. Das war bei Weitem kein fairer Wahlkampf. Bei den anderen beiden Kanzlerkandidaten hätte auf wirklich schwerwiegenden Verfehlungen herumgeritten werden können – das fiel aber im Gegensatz zu den harmlosen Patzern von Annalena Baerbock ziemlich zahm aus.

Ich habe alle Trielle gesehen und finde, dass ihre gut formulierten Argumente am stärksten und am überzeugendsten sind und vor allem, dass sie eine klare und verständliche Sprache spricht, die viele Menschen erreicht. Meiner Meinung nach müsste jeder, der die Trielle gesehen hat, kapieren, dass mit Annalena Baerbock eine echte Veränderung in allen Bereichen möglich ist. Und was gibt es Wichtigeres?

Anne Wehland, Füssen

Impfbereitschaft

„Freiheitseuphorie in Dänemark“,

taz vom 13. 9. 21

Die hohe Impfbereitschaft in Dänemark hat viel mit dem Vertrauen in die Gesundheitsbehörden zu tun, schreibt ihr. Vor allem auch damit, dass „Impfnebenwirkungen nicht heruntergespielt wurden, wie in anderen Ländern“. Ja, was denn nun?

Was ich der Berichterstattung der taz in der ganzen Pandemie am schwersten ankreide, ist, genau auf diesem Auge erschreckend blind zu sein! Statt dessen eine Polemik nach der anderen gegen „faule“ oder „asoziale“ Menschen, die sich deswegen nicht mit mRNA oder Vektorenimpfstoffen impfen lassen wollen. Ich setzte daher meine Hoffnung in die schnellstmögliche Zulassung von Totimpfstoffen. Micha Webet, Esslingen

Kandidat seiner Partei

„Kein netter Onkel“, taz vom 15. 9. 21

Ganz bestimmt macht Herr Laschet sehr viele Fehler im Wahlkampf. Aber zu seinem Schicksal gehört es auch, dass er gerade jetzt der Kandidat seiner Partei ist.

Denn nach meiner Beobachtung braucht der hiesige Wähler anscheinend immer Kanzler und Kanzlerinnen, die das Land bis zu 16 Jahre lang auf Sicht steuern und vorhandene Ressourcen verbrauchen, um sich dann notgedrungen doch wieder mit der roten Reißleine für einen Kandidaten, der alles wieder aufbauen und richten darf, zu entscheiden.

Ullrich Herzau, Berlin

Pandemie auf Eis gelegt

„Freiheitseuphorie in Dänemark“,

taz vom 13. 9. 21

Andere Länder, andere Sitten, andere Strategien! Die Dänen legen ihre Pandemie praktisch „auf Eis“, alle dürfen ab sofort wieder alles, dennoch hält sich Dänemark ein winzigkleines „Lockdown-Hintertürchen“ offen.

In Deutschland hält man die „Coronapandemie“ mit aller Macht ganz eisern am Leben, ebenso erzählt man sich weiterhin das Ammenmärchen vom Geimpften, der auf immer und ewig immun sein soll. Coronainfiziertsein heißt jedoch in den allerwenigsten Fällen wirklich ernsthaft erkrankt zu sein.

Klaus P. Jaworek, Büchenbach

Freiheitsverteidigung?

„German engineered Klimaschutz“,

taz vom 15. 9. 21

Dass Christian Lindner im Interview die Schuldenbremse als Verteidigung der Freiheit künftiger Generationen preist, macht fassungslos, wo jede/r weiß, unterlassener Klimaschutz wird das Zehnfache kosten von Klimaschutz (und nebenbei, künftige Freiheit vernichten). Das Programm der FDP ist nicht Freiheitsverteidigung, sondern Zukunftsverweigerung. Für das Weltklima ist die FDP die gefährlichste Partei Deutschlands. Mark Lawrence, Stuttgart

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