brief des tages
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Treffen der Außenminister

„Beschränkte Zusammenarbeit“, taz vom 3. 9. 21

Die Krokodilstränen der Politiker über das afghanische Desaster fließen zuhauf, und die Heuchelei scheint grenzenlos. In bekannter Einigkeit bescheinigen sich Politiker, das Beste in den vergangenen Jahren für die Menschen am Hindukusch gewollt zu haben und der Nato-Bündnisverantwortung und dem Schulterschluss mit den USA alternativlos gerecht geworden zu sein. Da rücken die Hunderttausende von Toten und Verletzten in den medialen Hintergrund, und jetzt wollen alle gemeinsam so weitermachen. Darauf haben sich die EU-Außenminister und Verteidigungsminister geeinigt und rufen lautstark nach neuen europäischen Eingreiftruppen und höheren Militärausgaben. Kein Innehalten, kein Nachdenken. Der lettische Außenminister verlangt unverfroren, dass man bereit sein muss, von den militärischen Optionen auch Gebrauch zu machen. Herr Maas und Frau Kramp-Karrenbauer denken über den von ihnen in Erwägung gezogenen Rücktritt gleich gar nicht mehr nach. Packen wir die Gelegenheit beim Schopfe und schicken die unverbesserlichen Kriegsenthusiasten per Kreuz in die politische Wüste.

Raimon Brete, Chemnitz