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Archiv-Artikel

Sprung über die Kette

X GAMES Der BMX-Fahrer Bruno Hoffmann kam bei der WM der Extremsportarten auf Platz sechs

Freitag kurz vor 15 Uhr und es herrschen drückende 31 Grad im Schatten. Zehn BMX-Fahrer kauern unter einem kleinen Portalvorbau, um sich vor der prallen Sonne zu schützen. Gleich treten sie im „Street“ gegeneinander an – eine der Disziplinen der Summer X Games.

Das Event gilt als Olympiade der Extremsportarten. Seit 1994 kommen jeden Sommer internationale SkaterInnen, BMX-Fahrer, MotocrosserInnen und Rally-Fahrer zusammen, um für Gold, Silber oder Bronze zu kämpfen. Sie treten nicht für ihr Herkunftsland an, sondern als Individuum. Für die X Games kann man sich nicht qualifizieren, die SportlerInnen werden persönlich eingeladen. Aber nicht von einem Komitee oder offiziellen Verband. Der Gastgeber ist der amerikanische Fernsehsender ESPN, der die Wettkämpfe exklusiv in über 190 Ländern überträgt. Trotz der globalen Zielgruppe kämpfen vor Ort hauptsächlich AmerikanerInnen um die Medaillen.

In den erlauchten Kreis der zehn geladenen Street-BMXer schaffte es dieses Jahr der 19-jährige Deutsche Bruno Hoffmann (sonntaz vom 23. 6. 2012). Seit seinem zehnten Lebensjahr tritt er in die Pedale, internationale Erfolge erringt er seit seinem 15. – zuletzt war es die Bronzemedaille bei den chinesischen X Games im Frühjahr .

Wie der Name schon verrät, wird die Disziplin „Street“ an sich auf der Straße praktiziert. Das Ziel: waghalsige Tricks über mehrere Hindernisse so sauber und flüssig wie möglich aneinanderzureihen.

Innerhalb der kurzen 6 x 45 Sekunden, in denen jeder Fahrer der Jury sein Talent beweisen muss, beeindruckte Bruno Hoffmann in Los Angeles vor allem mit mehreren „Fakies over the chain“ (Sprung rückwärts über eine horizontal hängende Metallkette) – was von den Moderatoren mit einem „Wir wissen, was passiert, wenn man’s nicht über die Kette schafft“ kommentiert wurde. Letztendlich versetzten aber die amerikanischen Fahrer Garrett Reynolds und Chad Kerley Jury und Moderatoren in Ekstase. Sie bezogen selbst die Absperrgitter zu den Zuschauertribünen in ihre halsbrecherischen Tricks mit ein. Beide bekamen die goldene und die silberne Medaille. Bruno Hoffmann schaffte es auf Platz sechs. ELISE GRATON