Hymnen schießen keine Tore

Der Bild-Zeitung ist aufgefallen: „Die Stars mit Migrationshintergrund (Ausnahme Klose) bleiben generell stumm. Sie haben den deutschen Pass, aber verweigern die Hymne. Das kann’s nicht sein.“

Dem stimmen konservative Politiker zu. „Es ist geradezu beschämend, dass nicht alle Spieler unsere Hymne mitsingen“, sagt etwa der CSU-Abgeordnete Hans-Peter Uhl. Und der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier meint: „Es sollte zum guten Ton gehören, dass die Spieler die Hymne mitsingen.“

Auch in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ fordern nach dem Finale Rolf Töpperwien und Hans-Peter Briegel – ein Sportmoderator von gestern und ein Fußballer von vorgestern –, dass alle mitsingen.

Für Bild, Briegel & Co. steht fest: Deutschland hat verloren, weil einige Spieler nicht mitgesungen haben. Hätten sie so inbrünstig gesungen wie die Italiener, hätten sie gewonnen.

Aber die deutsche Hymne ist einfach langweiliger als die italienische. Und am Ende hat den Italienern ihr inbrünstiges Schmettern der Hymne auch nicht geholfen.

Denn das Maß aller Dinge im Weltfußball ist Spanien. Im Finale haben sie noch einmal gezeigt, welch traumhaften Fußball sie spielen können.

Sie passen, flanken, laufen, schießen, und wenn es sein muss, köpfen sie sogar. Nur eins machen sie nicht: singen. Die spanische Hymne hat keinen Text.

Ätsch.

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