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wortwechselPlan B hieß also T wie Taliban?

Eine Machtübernahme der Taliban ist „sehr unwahrscheinlich“ sagte Joe Biden noch vor einem Monat. Nun bangen US-Militär und Bundeswehr sogar um die Evakuierung vor Ort

„Taliban übernehmen die Kontrolle“,

taz vom 16. 8. 21

Landesverteidigung?

Geschlagen ziehen US-Armee und Bundeswehr aus Afghanistan ab; 300.000 von der „westlichen Wertegemeinschaft“ ausgebildete und mit Nato-Waffen bestens ausgerüstete afghanische Soldaten kapitulierten kampflos vor 60.000 Kämpfern der Taliban, weil sie ihre Haut nicht für eine korrupte Regierung riskieren wollten. Ursache dieses Debakels der deutschen Außen- und Militärpolitik war die Beteiligung der rot-grünen Bundesregierung von Kanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer am Rachefeldzug von US-Präsident George W. Bush gegen die Taliban im Jahre 2001. Der damalige sozialdemokratische Verteidigungsminister Peter Struck verstieg sich sogar zu der Behauptung, die Sicherheit Deutschlands werde am Hindukusch verteidigt. Die von SPD und den Grünen beschlossene Kriegsbeteiligung wurde 20 Jahre lang von CDU/CSU und FDP unterstützt. 59 Bundeswehrsoldaten verloren in dem sinnlosen Einsatz ihr Leben – und im Namen Deutschlands tötete die Bundeswehr eine noch viel größere Anzahl von Einheimischen, vermutlich zumeist unbeteiligte Zivilisten. Es ist an der Zeit, auch die übrigen Auslandseinsätze der Bundeswehr in Afrika und im Nahen Osten zu beenden, und die Kanonenbootsfahrt der deutschen Fregatte „Bayern“ ins Südchinesische Meer sollte unterbleiben. Denn mit Landesverteidigung hat all das nichts zu tun. Walter Ruffler, Bremen

Ein blödsinniger Krieg

Man hat fast vergessen, dass es vor der amerikanisch-europäischen „Invasion“ in Afghanistan bereits eine russische gab, die vom Westen lautstark verurteilt und mit Häme bedacht wurde, als sie scheiterte. In Erinnerung geblieben ist vielleicht die Protestbewegung der russischen Mütter und Frauen, deren Söhne und Männer in diesem blödsinnigen Krieg zuhauf gefallen sind. Wo war eigentlich der entsprechende Protest der „westlichen Frauen“ gegen den blödsinnigen Kriegseinsatz „unserer Männer“? Waren die besser geschützt als „die Russen“? Wann wird endlich klar, wie „blödsinnig“ alle Kriege sind, egal, wo sie stattfinden?

Gérard Carau, Beckingen

Evakuierungsdesaster

Warum wurden nicht – als noch Zeit war! – die ruhenden Großraumflugzeuge eingesetzt? Hätte die Lufthansa nicht „freundlich“ veranlasst werde können, ihre Flugzeuge einzusetzen? Coronahilfen flossen doch reichlich durch den Steuerzahler! Stefan Link, Aschaffenburg

Eine westliche Scharia

Wer gedacht hat, man könnte 500 Jahre unterschiedliche Freiheitsentwicklung mal eben mit 20 Jahren Besetzung und einer halben Billion Dollar ausgleichen, wird gerade eines Besseren belehrt. Ähnlich wie im Iran hilft gegen militante Scharia-Jünger keine westliche Ratio und schon gar kein Kapital. Das Ergebnis wird sein, dass die fortschrittlichen Afghanen fliehen. Worauf wir unser Land wieder an unseren Grenzen und nicht mehr in Kabul verteidigen werden müssen. Nachdem wir es in Kabul geschädigt haben. Unsere Politiker werden sich wohl alle heftig die blutigen Hände desinfizieren müssen. Dabei war klar vorher erkennbar, das dieser Krieg als Rache für 9/11 stattfand. Dieser Krieg entsprach damit eher der Scharia als aufgeklärten westlichen Menschenrechten. Michael Maresch, München

Washington – Kabul

Liebe tazzen, wie sich die Bilder gleichen: Trump-Anhänger im Capitol in Washington – Taliban im Präsidentenpalast in Kabul. Die Rechte der Frauen (und Mädchen auf Schulbesuch) gehen den Bach runter – und wir streiten uns hier um Gender*sternchen. Lutz Eisel, Bochum

Multischerbenhaufen

Trump ist der Verursacher, nicht Biden – er hat nur dessen Multischerbenhaufen universaler Unfähigkeit geerbt. Trump hatte rücksichtslos den Rückzug der USA aus Afghanistan angekündigt und vorbereitet – und das alles ohne vorherige Rücksprache mit seinen Nato-Bündnispartnern. Trump wollte, dass die USA die Nato verlassen. Trump wollte als erster US-Präsident in die Geschichte eingehen, in dessen Amtszeit kein US-Angriffskrieg gefallen ist. Bernhard F. Reiter, Berlin

Déjà-vu Saigon?

Ich schaue fassungslos im TV die Bilder der bevorstehenden Machtübernahme der Taliban in Kabul und die verzweifelten Versuche der Menschen, irgendwie davor zu fliehen. Wie grausam sich die Geschichte wiederholt: Ich denke an die chao­tischen Bilder der letzten Helikopter, die vor 45 Jahren amerikanische Botschaftsangehörige aus Saigon ausflogen, die verzweifelten vietnamesischen Helfer der Amis auf dem Dach der amerikanischen Botschaft in Saigon beim Einmarsch der Vietcong … zurückgelassen. Und jetzt Kabul. Nichts, gar nichts gelernt!

Dieter Jaenicke, Dresden

Das Erbe der CIA

Berichten Sie bitte auch von den Ursachen, die zu diesem Elend geführt haben: der Beteiligung und Verantwortung der CIA an dem afghanischen Bürgerkrieg vor 43 Jahren in Afghanistan.

Friedemann Ungerer, Notar a. D., Anklam

Es ist so bitter

Es ist so bitter, das Schicksal der ehemaligen Ortskräfte zu erleben. Seit dem Beschluss des Abzugs der Nato-Truppen ist klar, dass ihr Leben und das ihrer Angehörigen in unmittelbarer Gefahr ist. Doch die Bundesregierung verfuhr nach bekanntem Muster: Einerseits wurde verkündet, wie wichtig es ihnen ist, dass diese Menschen ausgeflogen würden. Gleichzeitig verhinderten von ihr selbst getragene Hürden eben genau dies. Den bedrohten Menschen in Afghanistan haben die warmen Worte der Bundes­regierung gar nichts genützt.

Bernhard Stoevesandt, Bremen

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