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Archiv-Artikel

Fisch und Brötchen

Das Bremerhavener Nordsee-Unternehmen soll an den Ex-Bäckereiketten-König Heiner Kamps verkauft werden

Von eib

Morgen werden es die 130 Angestellten in der Bremerhavener Zentrale der Fisch-Fastfoodkette Nordsee bei einer Betriebsversammlung wohl erfahren: Dass ihr Unternehmen mit 5.000 Mitarbeitern an Heiner Kamps, den Gründer und ehemaligen Besitzer der gleichnamigen Bäckereikette verkauft werden soll.

Noch ist es nur ein Gerücht, das sich hartnäckig hält, seit die Financial Times Deutschland im Mai über die Verkaufsabsichten des jetzigen Eigners Apax Partners berichtet hatte. Die britische Investmentgruppe hatte die Nordsee 1997 vom Unilever-Konzern gekauft. Für Heiner Kamps wäre der Deal die Gelegenheit, wieder ins Geschäft zu kommen, seit er sein Brötchen-Imperium 2002 an den italienischen Lebensmittel-Giganten Barilla verkaufen musste.

Mit dem Fischbrötchen-Marktführer Nordsee würde er eine norddeutsche Traditionsfirma übernehmen. Gegründet wurde sie 1896 von Bremer Reedern und Kaufleuten als Deutsche Dampffischerei-Gesellschaft Nordsee mit eigener Flotte. Noch im gleichen Jahr eröffnete in Bremen das erste Fisch-Fachgeschäft, 1932 waren es 128 in Deutschland und 32 in Österreich. Der erste „Fisch-McDonalds“ wurde allerdings erst 1964 eröffnet: Als „Nordsee Quick“ – mit einem „völlig neuartigen Gastronomie-Konzept“, wie es in der Firmenhistorie heißt. Derzeit verkaufen 376 Fililalen in Deutschland, 46 in Österreich und eine Handvoll in der Schweiz und in Osteuropa die Fischgerichte: Vom XXL-Backfisch bis zum Viktoriabarsch-Filet. Gekauft und „verbraten“ werde, was die Fangquoten hergeben, so ein Sprecher. Eine Firmenpolitik zu Überfischung und Umweltschutz gebe es nicht.

Im vergangenen Jahr hatte der neue Geschäftsführer Hans Matthijsse eine neue Strategie angekündigt, um das Unternehmen nach vorne zu bringen. Ein gesenktes Preisniveau und „neue Erlebnisdimensionen“ sollen Nordsee wieder konkurrenzfähig machen. Doch bei allem Willen zur Modernisierung: Sushi wird bei Nordsee nicht über den Tresen gehen. eib