: 6,3 Prozent mehr CO2
Die Wirtschaft in Deutschland zieht an und verbraucht mehr Energie – und die stammt aktuell wieder öfter aus der Verbrennung von Kohle und Gas
Der Corona-Effekt hat sich nicht verstetigt: Die Wirtschaft in Deutschland wächst wieder, verfeuert mehr Kohle und Gas und produziert deshalb auch wieder mehr Treibhausgas. Nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (Ageb) erhöhte sich der Energieverbrauch im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr um 4,3 Prozent. Die CO2-Emissionen stiegen um 6,3 Prozent.
Beides hatten Energieexpert:innen erwartet. „Diese Entwicklung kommt wenig überraschend“, sagte Philipp Litz von der Denkfabrik Agora Energiewende. Dass 2020 weniger CO2 produziert worden war, habe größtenteils mit Sondereffekten zu tun: Wegen des pandemiebedingten Lockdowns waren viele Fabriken wochenlang geschlossen und es gab weniger Auto- und Flugverkehr. Dadurch waren die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um gut 40 Prozent gesunken – womit Deutschland überraschend doch noch seine Klimaziele erreichte.
Nun stiegen die CO2-Emissionen auch deshalb so stark, weil der erhöhte Strombedarf auf ein geringeres Angebot an Ökoenergie traf. Nach Angaben der Bundesnetzagentur wurde in den ersten sechs Monaten 2021 gut 12 Prozent weniger Strom aus erneuerbarer Energie erzeugt als im besonders windreichen ersten Halbjahr 2020. Entsprechend mehr Strom stammte aus Gas sowie Braun- und Steinkohle.
Beim Windstrom mache sich der fehlende Ausbau der vergangenen Jahre bemerkbar, betonte Agora-Experte Litz. In Deutschland sind zuletzt zwar deutlich mehr neue Windräder an Land hinzugekommen – aus Sicht der Energiebranche aber noch nicht genug, um die nächsten Klimaziele erreichen zu können.
Der Verbrauch von Braunkohle stieg in der ersten Hälfte 2021 um rund ein Drittel. Bei Deutschlands größtem Stromproduzenten RWE lag die Stromerzeugung aus Braunkohle sogar um 50 Prozent über der im ersten Halbjahr 2020. „Hohe Gaspreise machen die Braunkohle-Verstromung derzeit wieder deutlich wettbewerbsfähiger, da kommt auch ein hoher CO2-Preis nicht gegen an“, kommentierte Litz diese Entwicklung. Bis 2038 sollen die deutschen Braunkohlekraftwerke schrittweise abgeschaltet werden. (dpa)
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