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Irisierender Schmerz

Bild 50 Jahre nach Diebstahl zurückgegeben

Zu den dunkelsten Kapiteln der Kunstgeschichte gehört die Wartezimmerkunst. Besonders bei Zahnärzten weiß man nie: Sollen die Werke an der Wand nun vom Schmerz ablenken? Oder soll eine Art Sehschmerz den Zahnschmerz überlagern? Es gibt jedenfalls noch keine feste Regel für Patienten: Ist ein Doktor mit schlechtem Kunstgeschmack ein guter Arzt oder umgekehrt? Wie dpa gestern berichtete, ist jetzt bei einer Kunstauktion im schönen, auf Karten einem Backenzahn gleichenden US-Bundesstaat Texas ein Gemälde aufgetaucht, dass vor fünfzig Jahren in einer Zahnarztpraxis auf Hawaii gestohlen worden ist. Es zeigt – und wir wollen hier unsere empfindsamen Wahrheit-Leser vor dem irisierenden Anblick schützen, weshalb wir es nicht abbilden – sieben Kinder, die den Betrachter mit aufgerissenen Augen anstarren. Das Werk würde heutzutage der Kunstrichtung Art brut zugeordnet werden, früher nannte man so etwas „Nai­ve Kunst“. Entwendet worden war das Bild der Künstlerin Margaret Keane 1972 in Honolulu, nun wurde es von dem Auktionshaus den ursprünglichen Besitzern zurückgegeben. Wer das Gemälde stahl und warum, ist nicht bekannt. Einen ästhetischen oder finanziellen Grund gab es vermutlich nicht. Es muss ganz allein der Schmerz gewesen sein.

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