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„Ostalgie“ und eigene Privilegien

Foto: privat

Aron Boks, 24, ist zusammen mit Ruth Fuentes, Shoko Bethke und Jaromir Schmidt im Wahlcamp der taz Panter Stiftung

Von Aron Boks

Das Wahlcamp der Panter Stiftung ist um einen vierten Nachwuchsjournalisten gewachsen: Aron Boks. Hier stellt er sich vor.

Es war kurz vor der vergangenen Landtagswahl in meinem ursprünglichen Heimatbundesland Sachsen-Anhalt. Ich sollte einen Artikel über ostdeutsche Identitätspolitik unter jungen Menschen im Gebiet der ehemaligen DDR schreiben. Da ich mich noch gut an die „Ostalgie“ ehemaliger Klassenkameraden erinnern konnte und mir all das zutiefst zuwider war, beschloss ich schon zu Beginn meiner Recherchen den Ausgang.

Es sollte also ein wütender Essay gegen alle werden, die sich 2021 immer noch als „ostdeutsch und stolz“ identifizieren. Aber auch jene, die nur gegen „Wessis“ wetterten, wollte ich nicht verschonen.

Als Sohn gutverdienender Eltern, die mir von klein auf beibrachten, wie großartig die Wende gewesen ist, wollte ich Menschen mit komplett unterschiedlichen und teilweise dramatischen „Ostvergangenheiten“ davon überzeugen, wie „spalterisch“ ihre Standpunkte seien. Nach einigen Gesprächen und Diskussionen mit In­ter­view­part­ne­r:in­nen und So­zio­lo­g:in­nen musste ich jedoch feststellen, dass ich in dieser Form der „ostidentitäts“-politischen Debatte nicht nur in den 90er Jahren hängen geblieben war – nein, ich ähnelte in meinem Verhalten leider auch dem weißen Mann, der Minderheiten auffordert, sich nicht mehr als Minderheiten darzustellen, nur um sich nicht mit der unangenehmen Reflexion der eigenen Privilegien auseinanderzusetzen. Ich habe dann den kompletten Artikel umgeschrieben. Begleitet von Erkenntnis, Scham und Mitteilungsdrang.

Die ökologischen, gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse ändern sich ständig. Grund genug, darüber zu berichten!

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