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Archiv-Artikel

Lieber nochmal rechnen

STADTENTWICKLUNG Bevor die Planungen zum Großprojekt Neue Mitte Altona endgültig festgezurrt werden, prüft die Stadt die Finanzierungsmodalitäten

Das Großprojekt Mitte Altona könnte für die Stadt teuer werden. Bislang wird der öffentliche Anteil an den Gesamtkosten auf 75 Millionen Euro geschätzt. Dabei soll das 75 Hektar große Areal zwischen dem Altonaer Bahnhof und Diebsteich privat entwickelt werden. An der Umwandlung der Fläche in ein Wohngebiet verdienen aber nur die Investoren. Mit dem Ablauf einer Vereinbarung zwischen Stadt und Investoren hat der Senat nun die Chance, nachzujustieren und das öffentliche Kostenrisiko zu minimieren. Hier die wichtigsten Fragen:

Die Bahn hat sich bislang nicht festgelegt, den Fernbahnhof von Altona nach Diebsteich zu verlegen. Warum laufen die Planungen weiter?

Die Entwicklung des größten Teils der Fläche ist erst einmal in weite Ferne gerückt. Weil der Senat aber schnell Wohnungen bauen will, konzentrieren sich die derzeitigen Planungen auf den ersten Bauabschnitt an der Harkortstraße. Hier könnten nach Schätzung der Stadt bis zu 1.600 Wohnungen entstehen.

Es gibt Kritik am Kostenrisiko der Stadt. Was riskiert sie, wenn private Investoren entwickeln?

Um einen Überblick über die anfallenden Kosten und den Wert der Baugrundstücke zu ermitteln, ließ die Stadt ein Gutachten erstellen. Daraus geht hervor, dass die Gesamtkosten für die Vorbereitung und Erschließung des Grundstücks auf rund 100 Millionen Euro geschätzt werden. Laut einer Vereinbarung soll die Stadt demnach 75 Millionen Euro zahlen, die privaten Eigentümer 25 Millionen Euro. Außerdem gibt es eine Kostendeckelung für die Investoren auf 30 Millionen Euro.

Welche Einflussmöglichkeiten hat die Stadt?

Der Senat könnte sein Vorkaufsrecht nutzen und selbst entwickeln. Diese Option hat sich der Senat bereits 2008 gesichert. So könnte sie die Vorschläge der Kritiker aufnehmen und das Gelände kleinteilig entwickeln.

Im Juni verkaufte Holsten ein 45.000 Quadratmeter großes Areal an den Shoppingcenterriesen ECE. Ist die Kaufoption für die Stadt damit vertan?

Bislang hat die Stadt, so Finanzbehörden-Sprecher Daniel Stricker, nicht auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet. Eine Prüfung, ob das in Frage kommt, soll in enger Abstimmung mit der Stadtentwicklungsbehörde geprüft werden. Nach einem Bericht der Immobilien Zeitung wurde der Kaufpreis auf zwölf Millionen Euro geschätzt. Laut ECE-Sprecher Christian Stamerjohanns war er aber deutlich höher.

Ist es für die Stadt wirtschaftlich sinnvoll, das Bahngelände von privaten Investoren entwickeln zu lassen, anstatt es selbst zu machen?

Solange keine verlässliche Kostenübersicht vorliegt, lässt sich das schwer beurteilen. Für den Stadtplaner Mario Bloem, der das Koordinierungsgremium berät, sollte die Stadt ihre Einflussmöglichkeiten nutzen. Nach derzeitigem Stand zahlt die Stadt, die Gewinne kassieren die Investoren.

Wie geht es nun weiter?

Nachdem die Kostenübersicht fertig ist, muss der Senat entscheiden, wie es weitergeht. Das wird bis Ende des Jahres dauern.LENA KAISER