Diesmal zwei Bandidos

ROCKERKRIEG Die Männer werden vor ihrem Clubhaus durch Schüsse schwer verletzt

Die hiesigen Clubs haben Verstärkung aus anderen Bundesländern bekommen

Wieder Schüsse im Rockermilieu: Vor dem Clubhaus der Bandidos Eastgate in Berlin-Gesundbrunnen sind in der Nacht zum Donnerstag zwei Männer niedergeschossen worden. Die 33 und 38 Jahre alten Schwerverletzten kamen in ein Krankenhaus, Lebensgefahr bestand aber nicht, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Hintergründe sind bislang unklar. Zu einem möglichen Zusammenhang mit dem Attentat auf einen Hells Angel machte der Sprecher keine Angaben.

Anwohner hatten am Mittwoch gegen 23.00 Uhr Schüsse gehört und den Notruf gewählt. Die Polizei kam mit einem großen Aufgebot. Auch das Spezialeinsatzkommando (SEK) rückte an, kam aber nicht zum Einsatz. Beamte stellten die Personalien von 40 bis 50 Rockern fest, die sich im Vereinssitz in der Provinzstraße aufgehalten hatten. Festgenommen wurde niemand. In die Ermittlungen ist auch die kürzlich gegründete „Task-Force Rocker“ der Staatsanwaltschaft Berlin eingeschaltet.

Am Vereinsheim hielten sich auch Mitglieder von anderen, Chapter genannten Untergruppen der Bandidos auf. Nach unbestätigten Gerüchten sollen die hiesigen Clubs wegen des schwelenden Rockerkrieges zuletzt Verstärkung aus anderen Bundesländern bekommen haben.

Wie es zu der Schießerei kam und wer geschossen hat, ist noch ungeklärt. Bereits vor einer Woche war die Polizei zu dem Bandidos-Haus in der Provinzstraße wegen einer Schlägerei und eines Schusses angerückt.

Nach zahlreichen Razzien, dem Clubverbot einer Gruppe der Hells Angels sowie Überläufen ist die Rockerszene in Berlin und Brandenburg in Aufruhr. Jüngst war der 47 Jahre alte Boss der Hells Angels, MC Nomads, durch Schüsse vor seinem Lokal lebensgefährlich verletzt worden. Er lag zeitweise im Koma, ist aber wieder zu Hause.

Nach den Schüssen auf den 47-Jährigen wurde eine Eskalation des seit Jahren schwelenden Rockerkriegs befürchtet. Zuvor hatten Übertritte von Bandidos zu den verfeindeten Hells Angels die Situation verschärft.

Unterdessen wächst bundesweit der Druck auf die Rockerszene, nachdem zuletzt wieder ein mögliches deutschlandweites Rockerverbot diskutiert wurde. So löste sich in Hannover eine der wichtigsten Gruppen der Hells Angels auf. Der bisherige Boss, Frank Hanebuth, gilt als Deutschlandchef des Clubs, bestreitet dies aber. Er gilt als guter Bekannter des in Berlin niedergeschossenen 47-Jährigen. (dpa)