Die Wochenvorschau von Bert Schulz
: Die Gefahren des Urlaubs zu Hause

Es ist Woche drei der Sommerferien im Jahre 2021, und irgendwie macht sich ganzstädtisch ein Erholungseffekt breit. Sprich: Es regt sich nichts und niemand. Sommerloch hieß das früher; heute, da uns Social Media 24/7 wach hält, kann man vielleicht eher von einer gesunkenen Like-Rate sprechen.

Und so kommt es, dass in einer Überschrift wie dieser die Essenz einer ganzen langen Ferienwoche steckt. „Wieder mehr Sommer in Berlin und Brandenburg“, versprach dpa am Freitag. All jene, die sich über die vielen freien Parkplätze am Straßenrand wundern können, weil sie die Stadt noch nicht urlaubend verlassen haben, seufzen: „Hoffentlich.“ Temperaturen deutlich über 25 Grad sind in Sicht, und damit steht die Hauptstadtregion trotz einiger Niederschläge besser da als der große Rest des Landes.

Urlaub daheim, etwa auf Balkonien, ist daher nicht nur wegen der ständigen, südliche Länder betreffendne Coronawarnmeldungen keine so schlechte Option. Wer eher auf Bewegung steht muss sich dafür nicht gleich auf die Spuren Fontanes heften und durch die Mark Brandenburg wandern. Eine Runde durch bislang unbekannte Berliner Kieze ist manchmal genauso aufregend.

Oder erschreckend: Wer zum Beispiel vom Hauptbahnhof Richtung Nordhafen entlang des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanals spaziert, dem verschlägt es unweigerlich die Sprache angesichts der Dichte und Einfallslosigkeit neuer Bauprojekte, mit denen die einst so schön verschlafene Heidestraße vollgepflastert wurde.

Am Rande des Weges aus der Stadt heraus lauern noch andere Gefahren, allerdings weniger urbaner Art. Nach den teils heftigen Regenfällen der vergangenen Tage und der in der Folge überfließenden Kanalisation ist es aktuell nicht überall gesundheitsfördernd, nach dem langen Fußmarsch eine Badepause einzulegen. Das überlaufende Wasser spült Dreck und Bakterien in die Seen und Flüsse; zuletzt riet das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) deswegen etwa vor dem Baden im Tegeler Flughafensee ab. Wer sicher gehen will, kann die Wasserqualität an vielen Badestellen unter www.badegewaesser-berlin.de checken.

Damit der Gefahren nicht genug: Das Lageso warnt zudem vor dem kurzzeitigen Auftreten von Zerkarien in zu warmen Gewässern. Die Larven von kleinen Saugwürmern sind Verursacher der sogenannten Badedermatitis. Sie verursachen einen juckender Hautausschlag und Quaddeln. An zahlreichen Badegewässern sei mit den fiesen Viechern zu rechnen, so das Amt, etwa am Schlachtensee, der Krummen Lanke und am Halensee.

Und auch gemeine Zecken treten vermehrt auf, und zwar solche, die Borreliose übertragen. In Berlin und Brandenburg sind in diesem Jahr laut dem Robert Koch-Institut bereits 665 Fälle gemeldet worden; allein in der Hauptstadt sind es 258 Krankheitsfälle und damit etwas mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (251).

Balkonien bleibt da die sichere Alternative, solange, wie es bei Asterix heißt, uns nicht der Himmel auf den Kopf fällt.