Radio Teddy funkt für Kids und brave Eltern

Hörfunk für eine nicht existente Zielgruppe: Am 6. August soll mit „Radio Teddy“ das erste analoge Kinderradio Deutschlands auf Sendung gehen

VON PHILIPP DUDEK

Kinder sind eine launische Zielgruppe: kritisch, wechselhaft, und eigenes Geld haben sie auch nicht. Trotzdem wollen Uwe Schneider und Hans-Ulrich Köhler genau für diese Zielgruppe künftig Radio machen. Ab dem 6. August gehen sie mit Radio Teddy an den Start. „Kinder hören gerne zu. Und wir bieten ihnen das passende Radioprogramm dazu“, sagte Schneider. Täglich von 6 bis 21 Uhr wird Radio Teddy auf UKW 106,8 auf Sendung sein. Der Kindersender teilt sich die Frequenz mit dem Rocksender Motor FM. Gesendet wird aus einem Studio im Filmpark Babelsberg. „Von der Oder bis nach Neuruppin kann man uns hören“, sagte Köhler. Rund 4 Millionen potenzielle Hörer könnte man im Sendebereich erreichen.

Drei Wochen vor Sendestart sind die beiden Teddy-Geschäftsführer Schneider und Köhler gut gelaunt. Zusammen mit Filmpark-Betreiber Friedhelm Schatz stellten sie gestern in Babelsberg ihr Konzept vor. Ein Konzept für einen Kindersender, der funktionieren soll. So soll in der Früh ein Programm für die ganze Familie laufen. Komplett mit Musik, Nachrichten und Verkehrsfunk. „Schließlich wollen die Eltern ja wissen, ob sie im Stau stehen werden, wenn sie ihre Kinder zur Schule bringen“, sagte Köhler. Am Vormittag gibt es dann vor allem Hörspiele für 3- bis 6-Jährige. Nachmittags soll die „Elternfreie Zone“ laufen – mit Informationen und Spielen rund um den Schulalltag. Am Abend will sich Radio Teddy dann eher an die Eltern richten: „mit Ratgebersendungen über Kinderfahrräder oder Versicherungsschutz“, sagte Köhler.

Tatsächlich sei Radio Teddy ein Familienradio mit Schwerpunkt Kinder, sagte Schneider. „Das Besondere ist, dass wir eine Zielgruppe haben, die eigentlich gar nicht existiert.“ Als werberelevante Zielgruppe gelten normalerweise die 14- bis 49-Jährigen Hörer. An dieser Werberelevanz sind bisher schon viele Versuche gescheitert, Radio oder Zeitung für Kinder zu machen. Findige Menschen suchen deshalb nach anderen Lösungen, Kindermedien zu finanzieren. Radio Teddy ist keineswegs der erste Radiosender für Kinder. Schon seit Sommer 2003 ist der Journalist und Soziologe Thomas Röhlinger mit seinem Kinderradio JoJo am Start – allerdings nicht auf UKW, sondern digital und im Internet. Radio JoJo finanziert sich vor allem aus Spenden und Stiftungsgeld.

Die Teddy-Macher wollen ihr investiertes Gesellschafterkapital dagegen mit Werbung wieder einspielen. „Werbung ist gut und hilft dem Hörer, sich im Markt zu orientieren“, sagte Köhler. Ein noch zu gründender Werbebeirat soll darauf achten, dass die Werbung auch kindgerecht bleibt. Außerdem will man sich freiwillig auf 6 Minuten Werbung pro Stunde beschränken. „Sicherlich werden wir noch einige Fehler machen, aber wir konnten ja auch auf keine Erfahrungswerte zurückgreifen“, sagte Köhler.

Mit seiner Finanzierung machte Radio Teddy schon mal von sich reden. Gut ein Viertel des Kindersenders gehört der Firma Askania Radio. Die gehört zu 100 Prozent der Firma Odeon, die wiederum an die öffentlich-rechtliche Bavaria Film angeschlossen ist. Für einen kommerziellen Sender durchaus eine heikle Beteiligung.