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Archiv-Artikel

Hat Goya den Moma-Effekt?

Von THT

Der Moma-Faktor wird ihr schon jetzt vorhergesagt. Dabei hat die Ausstellung „Goya – Prophet der Moderne“ erst seit heute ihre Pforten in der Alten Nationalgalerie geöffnet. Doch kein Wunder, den Hype um die große Goya-Schau wusste der Verein der Freunde der Nationalgalerie – der wie schon bei dem Moma-Spektakel für Presse und Vermarktung zuständig ist – im Vorfeld geschickt zu schüren: Zehn Jahre Vorbereitungszeit, wurde er nicht müde zu betonen, habe es gekostet, die Goya-Bilder zusammenzutragen. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik sei eine umfassende Werksschau des großen Spaniers zu sehen. Jahrelang sei der Goya-Kurator Moritz Wullen dafür durch Spanien, Frankreich, die USA, Italien und England gereist. Denn viele Leihgaben stammten nicht nur von internationalen Museen, sondern auch aus dem Besitz privater Sammlungen.

Die bedeutendsten Bilder des Malers Francisco de Goya (1746–1828) kommen freilich aus dem berühmten Madrider Museum Prado. Gleich von elf Gemälden trennte sich das Prado auf Zeit – unter ihnen von dem hier abgebildeten „Hexenflug“, den Goya in den Jahren 1797/98 erschuf. Mit dem Blaulicht einer ganzen Polizeikolonne wurden die Leihgaben durch Berlins Straßen gekarrt, dann die Bilderkisten unter strengem Schutz ausgepackt. Insgesamt hängen nun 80 Gemälde und 40 Zeichnungen des spanischen Meisters in der alten Nationalgalerie – ihr geschätzter Versicherungswert beträgt eine halbe Milliarde Euro.

Nicht nur die Alte Nationalgalerie, auch die Berliner Tourismusbranche ist für den Ansturm von Goya-Fans gewappnet. Neben dem Adlon bieten viele Hotels Gesamtpakete an, die einen Ausstellungskatalog und -besuch sowie Kunstvorträge beinhalten. Auch private Busunternehmen und die Bahn hätten Angebote aufgelegt, hieß es aus dem Freundeskreis der Nationalgalerie.

Zu Goya würden etwa ein Drittel Berliner, ein Drittel Auswärtige und ein Drittel internationales Publikum auf die Museumsinsel pilgern, schätzt der Pressesprecher der staatlichen Museen. Matthias Henkel scheut aber den direkten Vergleich mit der Moma-Schau. „Jede Ausstellung ist einzigartig“, sagt er. Diesmal sei besonders, dass so viele fantastische Leihgaben aus Privatsammlungen gewonnen werden konnten. Auf genaue Besucherzahlen will er sich nicht festlegen. Die eine Million, die die Moma-Ausstellung voll machte, dürfte allerdings nur schwer zu toppen sein. Für Henkel sei die Ausstellung ein Erfolg, wenn alle am Ende glücklich rausgingen. So wie er, der gerade „glücklich von seinem ersten Rundgang“ zurückkommt. THTFOTO: AP-Nationalgalerie Berlin

Infos unter www.goyainberlin.de: Alte Nationalgalerie, 13. Juli bis 3. Okt., Di., Mi. 10–18 Uhr, Do. 10–22 Uhr, Fr./So. 10–20 Uhr. Eintritt 10/5 Euro