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Archiv-Artikel

„Im Team besser“

Schülerfirmen sind in Mode. Nicole Göler von Ravensburg vermisst genossenschaftliche Gründungen an Schulen

taz: Frau Göler von Ravensburg, Sie erforschen Schülerfirmen. Welche Rolle spielen die Lehrer?

Nicole Göler: Die Lehrer rücken oft Risiken in den Mittelpunkt.

Zum Beispiel?

Sie fragen, was passiert, wenn das von der Schülerfirma versprochene Produkt nicht den Wünschen des Bestellers entspricht. Kaum einer fragt, wie man eine gute Geschäftsidee findet. Diese Überlegungen treiben eher Schüler an.

Woher kommt der Trend, in Schulen Firmen zu gründen?

Die meisten Schülerfirmen werden durch das IW betreut, das ist das Forschungsinstitut der Deutschen Wirtschaft. Auch die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung kümmert sich um das Thema.

Wie machen die das?

Die Institute geben Materialien heraus, etwa „Go! to school“ oder „Junior“ vom IW. Alles ist sprachlich so aufgearbeitet, dass es ab der Neunten verständlich ist.

Wie bewerten Sie den Gründerboom an Schulen?

Bei vielen Schülerfirmen geht es mir zu sehr um den Gewinn. Lernziele wie Kreativität, Selbstbewusstsein oder Teamarbeit geraten ins Hintertreffen. Die Konzepte von GmbH oder Aktiengesellschaft sind zu dominant. Auf den Markt wird kaum geachtet. Welche Produkte oder Dienstleistungen der Schulgemeinschaft zugute kämen, wird gar nicht gefragt.

Gäbe es Alternativen?

Wir sind noch in einem sehr frühen Stadium in der Erforschung von Schülergenossenschaften. Wir glauben aber, dass dabei soziale Kompetenzen und Gemeinschaftssinn besser ausgeprägt werden als in Schüler-GmbHs. Aber es gibt erst eine Hand voll Beispiele.

Warum organisieren sich Schüler als Genossenschaften?

Sie können dann gemeinschaftlich über die Verwendung des Gewinns entscheiden: die Löhne nachträglich erhöhen oder die Preise senken. Sie können vom Gewinn eine Klassenfahrt machen oder das Geld wieder investieren. Und sie müssen sich nicht hierarchisch organisieren.

Was macht genossenschaftliche Modelle so modern?

Teams können bessere Geschäftsideen finden als Einzelne. Sie sind auf lokaler Ebene in der Lage, auf die Anforderungen der Globalisierung zu reagieren. Genossenschaften können durch selbst organisierte Arbeit das bereitstellen, was die Menschen vor Ort brauchen.

INTERVIEW: ANNETTE JENSEN

Nicole Göler von Ravensburg ist Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule Frankfurt/Main