Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Der 20. Jahrestag des Mauerfalls und der Wiedervereinigung rüttelt natürlich auch die Theater auf. Sogar aus der fernen Schweiz hinter den sieben Bergen hat man sich deshalb aufgemacht und hat bei 400 ASA, der Performance-Formation um den Zürcher Schauspieler und Regisseur Samuel Schwarz, eine „Sektion Nord“ gegründet. Die nun erkundet das legendäre Berliner Pink-Floyd-Konzert „The Wall“ im Jahr 1990. Und zwar höchst mobil, denn die Zuschauer werden in den Sophiensaelen nur abgeholt. „Der Sumpf. Europa Stunde Null“ heißt das dokufiktionale Spektakel, das ab Donnerstag im Zuge einer psychedelischen Busfahrt die Ereignisse reflektiert, die schon 1989/90 von ihrer eigenen Fiktionalisierung entfremdet wurden. Nichtsdestotrotz ist Europa seitdem noch attraktiver geworden. Besonders für jene, die außerhalb seiner schwer überwindlichen Grenzen leben. Davon erzählt unter anderem das Stück „Zornig geboren“ der jungen Schweizer Dramatikerin Darja Stocker, das im Kern die Coming-of-Age-Geschichte einer jungen Frau erzählt, die nach Wegen und Orten sucht, wo Rebellion überhaupt noch möglich ist. Armin Petras’ Uraufführung hat am Donnerstag im Gorki Studio Premiere. Die Geschichte eines gescheiterten Aufbegehrers erzählt auch Heinrich von Kleists berühmtes Drama „Prinz Friedrich von Homburg“, dessen Inszenierung durch Andreas Kriegenburg Freitag den Premierenreigen am Deutschen Theater fortsetzt. Am Ballhaus Naunynstraße verfolgt die türkische Künstlerin Nezaket Ekici in ihrer Performance „5 Sinne auf Türkisch“ am heutigen Dienstagabend das Projekt, existenzielle Erfahrungen und Erkenntnisse über die Sinne zu vermitteln, und tut zu diesem Zweck das Nächstliegende: Live werden türkische Gerichte gekocht, und dabei erzählt man über Kultur und das Leben.
■ „Der Sumpf. Europa Stunde Null“: Sophiensaele, ab. Do.
■ „Zornig geboren“: Gorki Studio, ab Do.
■ „Prinz Friedrich von Homburg“: Deutsches Theater, ab Fr.
■ „5 Sinne auf Türkisch“: Ballhaus Naunynstraße, Heute, 19 Uhr
