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Archiv-Artikel

NUR EINS FÜR UDO? – ES GIBT EINIGE HAMBURGER, DIE EIN MUSEUM VERDIENEN Schafft eins, zwei, drei viele

ROGER REPPLINGER

Zunächst mal wollen wir an dieser Stelle ganz herzlich Udo Gerhard Lindenberg gratulieren. Er kriegt ein Museum. Was folgt? Wir, Heinz, mein Fahrrad, und ich fordern: „Schafft eins, zwei, drei viele Museen.“ Das hilft Hotels und Gaststätten, lockt Touristen an, macht unsere schöne Stadt noch attraktiver. Räumt die Kindergärten, schmeißt die Schüler aus den Schulen, Museen rein. Wenn das nicht reicht, bauen wir neu.

Es gibt so viele prominente Hamburger, die drauf warten, dass sie durch ein Museum die ihnen zustehende Würdigung erfahren. Tote, Lebende, und die dazwischen. Warum hat Willi Bartels, von den Boulevardzeitungen liebevoll „Kiezkönig“ genannt, kein Museum? Was ist mit Axel Springer, Gründer des Springer-Verlags, dem wir Bild verdanken? In Altona geboren, fünf Frauen: Patriot, Verleger, toller Hecht. Auch ein Museum für die Bild, in dem man alles nachlesen kann, über Benno Ohnesorg, Rudi Dutschke, die Leute, die sich wegen Bild was angetan haben, die schönsten Rügen des Presserats. Peter Tamm, Springers rechte Hand, die linke fehlte, braucht auch ein Museum. „Hat schon eines“, wirft Heinz ein. Da wollen wir mal nicht kleinlich sein.

Loki und Helmut Schmidt: Schön seine Pfeifen und Mützen, Aschenbecher und Feuerzeuge, seinen Gehwagen, ihre Pflanzen. Vielleicht seine Lungenflügel, wenn er von uns gegangen ist, aber wahrscheinlich überlebt er die taz. Ronald Schill kriegt auch ein Museum. In einer Endlosschleife das Koksvideo aus Brasilien und was Ole von Beust über ihn sagte. Ole muss ohne Museum leben, nicht hanseatisch genug. Christoph Ahlhaus nehmen wir sein scheiß teures Haus weg, da kommen er und seine Amtszeit rein, inklusive die weinende Katharina Fegebank. Mario Mettbach ist eine so singuläre Erscheinung der Hamburger Politik, ihn wollen wir nie vergessen: Museum, oder wenigstens ein schöner Raum im Osmani-Palast. Dort tragen die Museumswärter verspiegelte Sonnenbrillen, kugelsichere Westen und Berettas. Wer den Montblanc-Füller, der im Gästebuch liegt, klaut, wird im Hof hingerichtet.

Künstler: Heidi Kabel, Rolf Zuckowski, Peter Sebastian. Sport, im weitesten Sinne: Corny Littmann, Ernst Happel und Uwe Seeler. Dass der keine eigenen Räumlichkeiten hat, sondern mit anderen stinknormalen Fußballern im HSV-Museum abgehandelt wird: unerträglich. Menso Heyl, lange Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, heute Herausgeber der Segelzeitschrift Yacht: ab ins Museum. Nachfolger Claus Strunz: ab ins Museum. Helmut Karasek: weg. Der ganze NDR wird zum Museum. Kriegt weiter Gebühren, darf aber weder Radio noch TV-Programm machen. Wir gucken zu, wie sich der Staub setzt. Hadi Teherani darf sein Museum bauen, muss aber drin wohnen.

Heinz findet, wenn er so drüber nachdenkt, „dass das mit dem Museum eigentlich eine Strafe ist. Und dass jeder froh sein muss, wenn er keines bekommt“. Sogar tot, meint Heinz, „lebt sich’s besser ohne“. Trotzdem, lieber Udo Gerhard, von dieser Stelle, herzlichen Glückwunsch.