piwik no script img

Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Regierung beweist Mut

■ betr.: „Sauberer Konsum“, taz.nord vom 7. 7. 12

Vor knapp 25 Jahren habe ich als Leiter des Drogendezernats der Hamburger Kripo öffentlich die Methadon-Substitutionstherapie befürwortet – und wurde abgelöst. Ein paar Jahre später war sie akzeptiert. Inzwischen ist es unter bestimmten Bedingungen zulässig, Drogenkonsumräume einzurichten und Spritzentausch/Einwegspritzen anzubieten, selbst Heroinabgabe an Drogenabhängige wird – in sehr engen Grenzen – praktiziert. Es gibt also einen langsam dahinschleichende Paradigmenwechsel. Drug-Checking ist eigentlich nur ein weiterer Trippelschritt auf dem Weg zu einem rationalen Umgang mit der Drogenproblematik. Der polemische Aufschrei konservativer Politiker und Medien zeigt aber: Das herrschende Paradigma der Drogenpolitik ist immer noch zutiefst irrational! Die Risiken und Nebenwirkungen des strafrechtlichen Bekämpfungsansatzes werden ausgeblendet: Die polizeilichen und justiziellen Aktivitäten sind sehr personal/kostenintensiv und im Hinblick auf die beabsichtigte Eindämmung des Drogengebrauchs relativ wirkungslos. Sie führen aber zu einer Fülle von Ermittlungsverfahren wegen bloßen Besitzes illegaler Drogen und zur Überfüllung der Haftanstalten mit Drogenkonsumenten und Kleindealern. Und dies in einer Zeit, in der Polizei und Justiz die Grenzen der Belastbarkeit wegen der zur Sanierung der Länderhaushalte erforderlichen personellen Einsparungen erreicht und zum Teil überschritten haben. Deshalb gilt es, überkommene Denkstrukturen aufzubrechen. Nur mit einem fundierten neuen Denkansatz hat unsere Gesellschaft noch eine Chance im Kampf gegen die organisierte Drogenkriminalität, die Beschaffungskriminalität und gegen die Drogensucht. Die neue Regierung Schleswig-Holsteins beweist politischen Mut und Gestaltungswillen, sie ist auf einem guten Weg. HOLGER GUNDLACH, Hamburg

Nur gegen Ferienwohnungen

■ betr.: „und heute? … gehen Insulaner auf die Barrikaden“, taz.nord vom 5. 7. 12

Wir sind nicht gegen Hotelbauten, sondern gegen zusätzliche Ferienwohnungen. Wir haben ein Überangebot in dieser Hinsicht und ein weiterer Verdrängungswettbewerb würde bei uns zu schlimmeren Verhältnissen als auf Sylt führen. Wir möchten die Insel für die Insulaner als Lebensort erhalten und dabei würden uns Hotels helfen können. Die vorgestellten Projekte bringen aber je Hotelbett drei bis vier Ferienwohnungsbetten und verändern damit nichts an den Problemen.  PETRA TIESSEN, Hotel New Hampshire, Wangerooge