JÜRGEN TRITTINS UMWELTBILANZ IST ZU SCHÖN, UM WAHR ZU SEIN : Tricksen und jonglieren
Jürgen Trittin ist ein Zahlenjongleur. Denn bei Lichte betrachtet hält seine Klimabilanz bei weitem nicht das, was sie verspricht. In Wahrheit sind die Erfolge minimal. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien gelang es etwa, den nach wie vor steigenden Stromverbrauch zu kompensieren. So hat der Ökostrom bislang keinen Kohlestrom verdrängt, sondern nur verhindert, dass noch mehr fossile Energieträger verstromt wurden. Das hilft kaum, nein, es muss endlich weniger Strom verbraucht werden.
Und dann der Verkehr. 8 Prozent Rückgang der CO2-Emissionen seit 1999 – klingt gut, ist aber gleichfalls zu relativieren. Denn die Emissionen werden errechnet anhand der verkauften Spritmenge in Deutschland. Da schlägt dann jeder Liter Benzin mit 2,3 Kilogramm und jeder Liter Diesel mit 2,6 Kilogramm CO2 zu Buche. Wer also zum Tanken über die Grenze fährt, entlastet damit die heimische Klimabilanz. Das ist methodisch zwar unbefriedigend, aber in der Praxis kaum vermeidbar. Nur sollte man sich nichts auf sinkenden Spritabsatz einbilden, wenn zeitgleich in Österreich der Verkauf deutlich steigt – was als untrügliches Indiz für Tanktourismus gelten muss.
Gewerbe und Industrie haben unterdessen tatsächlich seit 1990 ihre Emissionen vermindert. Doch diesen Rückgang ganz der Klimaschutzpolitik zuzuschreiben ist unredlich. Denn der Niedergang der ostdeutschen Industrie brachte der Bilanz erhebliche „Wall-fall-profits“ ein. Mit diesem Trick setzt Trittin eine langjährige Tradition fort: Schon die Regierung Kohl hatte sich diese Minderung immer als eigenen Erfolg auf die Fahnen geschrieben.
Das Lächerlichste allerdings sind nun einige der Ziele für die Zukunft. Das spielt sich dann auf dem Niveau von „emissionsabhängigen Landegebühren auf deutschen Flughäfen“ ab, statt dass endlich das Kerosin besteuert wird. Und Infokampagnen sollen zum sparsamen Fahren und zur Nutzung von Ökoenergien anhalten. Alles richtig – nur verdammt dünn für ein grünes Ministerium, das einst das schlagkräftige Instrument Ökosteuer propagierte. BERNWARD JANZING