berliner szenen
: Etwas Seltsames gesagt

Nach der Schule wollen meine Tochter, ihr Freund und sein kleiner Bruder nicht nach Hause. Die drei, die sich schon aus der Kita kennen, betteln uns Mütter an: „Können wir noch etwas zusammen machen?“

Es ist windig, aber nicht zu kalt. Also stimmen wir zu und gehen mit ihnen ins benachbarte Naturschutzgebiet. Dort wurden wie zu Beginn jeden Sommers gerade Schafe und Wasserbüffel zurück auf die Weiden gelassen. Das Gittertor zu den Wiesen ist geschlossen. Außer einem kleinen Steg mit Blick auf die Havel und einen Biberbau bleibt nicht viel begehbare Grünfläche. Am Steg aber sind bereits zwei Frauen mit Hunden. Die Kinder rennen zu ihnen hin. Wir setzen uns auf einen Baumstumpf und beobachten sie von Weitem. Die Kinder streicheln die Hunde.

Die Besitzerinnen scheinen nichts dagegen zu haben. Wir sehen sie mit den Kindern reden und dabei lachen. Als die beiden Frauen aufbrechen, bleiben sie kurz bei uns stehen. Die eine der beiden erklärt grinsend: „Wir wissen jetzt alles über Sie.“ Ich schneide eine Grimasse: „Ach ja?“ Sie erklärt: „Ja, Sie haben selbst Hunde.“ Sie zeigt auf meine Freundin: „Und Sie eine Hundeallergie.“ Ich rufe lachend: „Ach, wenn es nur das ist!“ Da meint die eine der beiden Frauen: „Nur der Kleine hat etwas Seltsames gesagt. Er meinte, er würde am liebsten Puppen kaputt schlagen.“

Meine Freundin und ich sehen uns irritiert an. Dann sagen wir einstimmig: „Das klingt echt seltsam!“ Die Frauen verabschieden sich. Als ihr jüngster Sohn kommt, fragt meine Freundin ihn auf Norwegisch, was er mit dem Satz gemeint habe. Mit einem Mal prustet sie los: „Er meinte Pinatas! Das Partyspiel, bei dem man auf eine von der Decke hängende Papierpuppe einschlägt, damit die darin versteckten Süßigkeiten rausfallen.“

Eva-Lena Lörzer