Städtebau ist keine Privatsache

Berlin muss wieder Bauherr werden

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Gute Stadtentwicklung ist die Kunst, die Stärken urbaner Perspektiven zu fördern. Jahrelang hat Berlin diese Kunst mit großem Erfolg gepflegt. Als Richtschnur galten Prinzipien wie die Aufrechterhaltung von baulicher und sozialer Mischung, eine ausgewogene Wohnungs- und Bodenpolitik sowie die Entwicklung neuer Zentren und Verkehrswege im Maßstab des Erträglichen.

Heute mangelt es an dieser Kunst. Wenn derzeit der Wohnungsbau für Upperclass-Projekte boomt, bedeutet dies zwar gute Umsätze für die Bauindustrie. Zugleich konstituiert privates Geld den Aufbau städtischer Räume. Aus der Balance geraten ist das Berliner Modell aber nicht durch den Einsatz nichtöffentlicher Mittel, sondern durch die zunehmende Abwesenheit der öffentlichen Hand als Stadterneuerer. Anders gesagt: Nichts gegen großkotzige Reihenhäuschen am Friedrichswerder oder Lofts am Humboldthafen, wenn der Wille zur Förderung des „normalen“ Wohnungsmarkts dabei nicht baden geht. Aber genau dies ist geschehen.

Es fehlt die Balance

Sicher, es ist müßig, die Zeiten des sozialen Wohnungsbaus zu beschwören. Nötig sind aber eine Revision der Privatisierung von Wohnungsbaugesellschaften und des „Best-Bidder“-Verfahrens bei der Bodenpolitik. Baugruppen, alternative Planungen, bezirkliche Stadtentwicklung und deren Finanzierung müssen wieder mehr Bedeutung erhalten: für das Gleichgewicht in der sozialen Stadtentwicklung.

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