: Nasenpopel Napoleon
Rede an die Spitznamen-Erfinder dieser Welt
Kinder! Schüler! Nachkommende! Was Menschen Übles tun, das überlebt sie. Nicht vergessen werden vornehmlich die Spitznamen, die Ihr anderen gabt. Oft sind derart Benennungen abgrundtief böse, offenbaren sie doch die dunklen Abgründe eines jeden. So war es auch mit Napoleon. Der größenwahnsinnige Menschenschinder aus dem Franzenland konnte nur zu einem düsteren Heroen heranwachsen, weil er von seinen Mitschülern mit einem wenig schmeichelhaften Spitznamen belegt wurde, der alles über ihn sagt: „Nasenpopel“. Das enthüllte gestern, knapp zwei Wochen vor seinem zweihundertsten Todestage, die Agentur der Deutschen Pressorgane dpa. Ein Biograf habe vor einiger Zeit dies unappetitliche Detail über den Korsen ans Licht gezerrt. Der junge Napoleon „Nasenpopel“ Bonaparte sei von seinen Mitschülern auf dem französischen Festland wegen seines Dialekts gehänselt und mit dem schmuddligen Schimpfnamen herabgewürdigt worden. Kinder! Schüler! Nachkommende! Ihr seid nicht Holz, nicht Stein, Ihr seid ja Menschen. Bedenket, was aus einem verklumpten Nasensekret herangewachsen ist: ein megalomaner Kaiser, dessen Antrieb allein war, Eure Niedertracht zu überwinden. Lest für alle Zukunft das Testament des Nasenpopels!
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