Grimmiger Besucher

Frankfurts Trainer Adi Hütter will beim 0:4 bei seinem künftigen Arbeitgeber eine ganz normale Niederlage gesehen haben

Geteiltes Leid: Frankfurts Coach Hütter (r.) steht wie sein Kollege Rose aus Gladbach in der Kritik Foto: dpa

Aus GladbachAndreas Morbach

Tobias Sippel hatte am Samstagnachmittag ein Déjà-vu im Borussia-Park. Gladbachs Reservekeeper, anstelle des rot gesperrten Yann Sommer mit der Arbeit zwischen den Pfosten betraut, erinnerte sich nach dem kräftigen 4:0 gegen Frankfurt an den Rosenmontag – als Borussen-Trainer Marco Rose seinen Wechsel nach Dortmund zum Saisonende bekanntgab. Mit Eintrachts derzeitigem Coach Adi Hütter steht seit letztem Dienstag sein Nachfolger für die Betreuung des Fohlenstalls fest – wie unter anderem Keeper Sippel mitbekommen hat.

„Die Sache mit dem Trainerwechsel haben wir bei uns vor ein paar Wochen schon ausgiebig diskutiert. Das ist jetzt etwas für die nächste Saison“, erinnerte der 33-Jährige an die Folgen der unerfreulichen Karnevalsüberraschung beim Rautenklub. Aktuell betrachtet sei der hohe Erfolg gegen die Hessen „gut für die Seele“. Und was Hütters Schnupperbesuch an der künftigen Dienststelle betraf, ließ Sippel dem Österreicher nach der Partie schelmisch ausrichten: „Willkommen in Gladbach!“

Die naheliegende Frage, warum er auf dem Höhepunkt seines bisherigen Wirkens in Frankfurt seine Zelte dort abbricht, um in die niederrheinische Provinz überzusiedeln – zu einem Klub, dessen Teilnahme am internationalen Geschäft im nächsten Jahr längst nicht klar ist –, sollte Hütter schon vor der Partie beantworten. Nun ging’s mit einer saftigen Pleite, der erst vierten in dieser Saison, zurück in die Bankenmetropole. Aber so richtig rausrücken mit seinen Beweggründen für den Wechsel wollte der gebürtige Vorarlberger auch jetzt nicht.

„Es gibt Gründe, es gibt Argumente“, versicherte er fürs Erste. „Und es wird der Zeitpunkt kommen, an dem ich mich dazu äußern werde.“ Die vollzogene Qualifikation für die Cham­pions League, die am Wochenende wieder etwas mehr in Gefahr geraten ist, dürfte der passende Termin sein. „Wenn das erreicht wird, kann ich erhobenen Hauptes diesen tollen Verein verlassen“, bereitet sich Hütter innerlich schon mal auf den Tag X vor. Und zur aktuellen Situation befand er: „Wenn man gegen Borussia Mönchengladbach nicht verlieren kann, verstehe ich die Welt nicht mehr.“

„Es gibt Gründe, es gibt Argumente“

Adi Hütter zu seinem Wechsel nach Gladbach

Zu den herrschenden Wahrheiten im Fußballkosmos hatte zuvor auch Borussias frecher Torhüter Sippel beigetragen, der Hütter Mitte der ersten Halbzeit einen womöglich angenehmeren Wochenendausflug verdarb. Die Rose-Elf war nach einer Viertelstunde durch Kapitän Matthias Ginter in Führung gegangen, nun lenkte Sippel einen Kopfball von Stefan Ilsanker mit flinken Fingern noch an den Querbalken. Und statt des Ausgleichs für die Gäste rauschte die Borussia nach der Pause mit Treffern von Jonas Hofmann, Rami Bensebaini und Hannes Wolf über die Eintracht hinweg.

Als Frankfurter Trainer bleibt Hütter damit ohne Sieg gegen den Kollegen Rose. Den nächsten Versuch startet er dann als Coach der Borussia im ersten Ligaduell gegen den BVB. „Das war ein sehr gutes Spiel meiner Mannschaft. Wir haben verhindert, was Frankfurt stark macht“, analysierte Rose. „Wir sind alle sehr enttäuscht – weil wir nicht an die Leistungen der letzten Wochen anknüpfen konnten“, seufzte Hütter.

Sieben Pflichtspielniederlagen en bloc, wie sie auf Roses BVB-Offenbarung folgten, muss der 51-Jährige zumindest nicht fürchten – die nächste Ligapartie gegen Augsburg ist die fünftletzte in dieser Runde. „Das heute war natürlich Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die das schon vorausgesagt haben“, stellte Mittelfeldakteur Sebastian Rode zu einer möglichen Wiederholung der Gladbach-Tiefs in Frankfurt scharfsinnig fest. Adi Hütter selbst geht solch ein Vergleich komplett gegen den Strich. „Es ist immer einfach zu sagen, das eine hat mit dem anderen zu tun. Das ist mir ein bisschen zu billig“, erklärte er grimmig – und blickte lieber auf den anstehenden Besuch des FCA: „Am Dienstag werden wir ja sehen, wie das Spiel ausgeht.“