piwik no script img

Archiv-Artikel

Trinkbar ist, was Arbeit schafft

Die neue Landesregierung erlaubt ab sofort Kohleabbau unterm Rhein bei Walsum. Bedenken über verschmutztes Trinkwasser im Naturschutzgebiet wischt der Umweltminister Uhlenberg vom Tisch

AUS DINSLAKEN ALEXANDER FLORIÉ

Monatelang rangelten Stadt Dinslaken, die Deutsche Steinkohle (DSK) und das Land um Wasserschutz und Kohleabbau am Naturschutzgebiet Mommbach. Schwarz-Gelb macht nun kurzen Prozess: Der Kohleabbau der Zeche Walsum am Mommbach kommt. In einem Schreiben an die Bezirksregierung Düsseldorf wies Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) die Behörde an, die Erlaubnis für den Abbau und eine Wasseraufbereitungsanlage zu geben, die das Grundwasser filtern soll.

Uhlenbergs Begründung für die wasserrechtliche Erlaubnis: Die Landesregierung „musste diese Entscheidung unmittelbar noch im Juli treffen (...), damit keine Arbeitsplätze verloren gehen“. Auch rechtlich sei keine andere Entscheidung möglich gewesen. Gleichwohl bekräftigte Uhlenberg die Position der Koalition, die Zeche Walsum ab 2009 zu schließen – man bemühe sich sogar um ein Vorziehung des Abbaustopps.

Vor Ort stieß die Entscheidung selbst bei CDU-Politikern auf Wut: „Dafür haben die Menschen aus Dinslaken und Voerde nicht parteiübergreifend ein ganzes Jahr gekämpft“, meinte zum Beispiel die Dinslakener CDU-Vorsitzende Renate Seidel. „Verraten und verkauft“ fühlte sich der Dinslakener Fraktionschef der CDU, Heinz Wansing. Auch die Bürgerinitiative Bergbaubetroffener (BiB) protestierte gegen die Entscheidung: „Es ist schon ein Skandal, dass eine CDU-Regierung eine solche Wasseraufbereitung genehmigt und die Bevölkerung nicht mehr beteiligt.“

Deutliche Kritik kam von der früheren Umweltministerin Bärbel Höhn: „CDU und FDP haben den Mund sehr voll genommen, was eine schnellstmögliche Schließung der Zeche und eine Entscheidung am Mommbach im Sinne der Dinslakener Bevölkerung anbetrifft“, sagte die Spitzengrüne: Doch wenn es um die erste wichtige Entscheidung gehe, habe die neue Regierung „gegen die Menschen vor Ort und die Sicherheit des Trinkwassers entschieden“. Schwarz-Gelb falle hinter den Kompromiss zurück, der im Frühjahr am „Runden Tisch“ ausgehandelt wurde.

Freude herrscht bei der DSK und den Kumpeln: „Wir danken dem Minister und freuen uns, dass er die Entscheidung noch auf einer vernünftigen Zeitachse gefällt hat“, meinte etwa der Walsumer Betriebsrat Michael Hörning. Er hoffe, dass der seit Wochen ruhende Abbau weitergehen könne.