brief des tages
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Kampfansage an Putin?

„Die Killer-­Kommunikation“,

taz vom 18. 3. 21

Die Sprache der Diplomatie erlaubt, Interessen zu erläutern und auszugleichen – vor allem aber auch eine Gesichtswahrung der Akteure in gefährlichen Sackgassensituationen. Selbst in den angespanntesten Phasen der Konfrontation des Kalten Krieges zwischen Nato und Warschauer Pakt verstieg sich kein amerikanischer Präsident zu einer persönlichen Beleidigung eines sowjetischen oder russischen Staatschefs. Dies blieb bisher nur Joe Biden in einem US-Fernsehinterview vorbehalten, in dem er auf die suggestive Frage, ob er Putin für einen Mörder halte, antwortete: „Hmm, ja, das tue ich.“ Unfassbar! Angesichts der Tatsache, dass den beiden in Konflikt geratenen Präsidenten die jeweils größten Kernwaffenpotenziale dieser Welt zu Gebote stehen, wird die Forderung nach Abrüstung durch die Rolle der diplomatischen Kultur als Mittel zur Vermeidung unnötiger Konflikte deutlich unterstrichen. Nach Besichtigung dieses Fernsehinterviews kann man letztlich nur empfehlen, solche Rempeleien von den dafür beauftragten Wadenbeißern der niederen politischen Ebene bewerkstelligen zu lassen. Da schadet es weniger. ­Gregor Putensen, Greifswald