Anarchismus, aber anders

LIEDER Chansons mit Chuzpe: Der verhinderte Fußballer, Kunstmaler, Schriftsteller und Liedermacher Funny van Dannen stellt sein elftes Album „Saharasand“ in der Fabrik vor

Texte voller Chuzpe, die ihresgleichen in dieser Sprache suchen

VON ROBERT MATTHIES

Anarchist ist Funny van Dannen nicht wirklich. Jedenfalls nicht im schlechten landläufigen Verständnis: Bomben legen und Angst machen liegt dem ruhigen Wahlberliner einfach nicht. Da interessiert sich der 51-Jährige eher für eine angstfreie Welt. Die müsste dann natürlich schon relativ herrschaftsfrei sein. Und dafür setzt der Barde seine Waffen auch gern ein. Im aktuellen Fall, auf seinem elften Album „Saharasand“, eben eine „Katzenpissepistole“, mit der Politiker, Banker und Charity-Damen beschossen werden: „Es ist selbstverständlich kindisch, aber es macht Spaß.“

Und im Spaßmachen hat Funny van Dannen einige Erfahrung. Seine ersten musikalischen Gehversuche machte er einst mit Liedern im südlimburgischen Dialekt – und als Heino-Parodist beim Karneval. Beruflich stand damals noch Fußballspielen ganz oben. Aber weil der alte Verein die Wechselsumme von immerhin 11.000 DM nicht zahlen wollte, wurde daraus nichts.

Dann lieber brotlose Kunst, dachte sich der als Franz-Josef Hagmanns-Dajka Geborene, brach drei Monate vor dem Abi die Schule ab und zog nach Berlin. Dort spielte er in Punk- und Jazzbands und beschloss schließlich Kunstmaler zu werden. 1980 konnte man die ersten Bilder ausgestellt sehen, das Klinikum Steglitz machte ihn zwischenzeitlich zum „Kunstbeauftragten“, 1984 eröffnete er für zwei Jahre gemeinsam mit seiner Frau das „Discount / Kaufhaus für Kunst“. Bis heute ist das mit der Anerkennung für die bildende Kunst aber auch nicht wirklich was geworden.

Dann eben doch wieder die erste brotlose Kunst. 1987 trat Funny van Dannen das erste Mal mit neuen Liedern auf, ein Jahr später gründete er die „Lassie Singers“ mit. Gründete, denn schon bald stieg van Dannen wieder aus.

Also noch eine Kunst? Diesmal nicht ganz so brotlos! 1991 erschien das erste Buch: „Spurt ins Glück“ in Zusammenarbeit mit Erich Maas. Der Auftakt für eine richtige Schriftstellerkarriere, vor vier Jahren kletterte van Dannens „Neues von Gott“ bis auf Platz 12 der Spiegel-Bestsellerliste.

Und irgendwie klappte es dann auch wieder mit der Liedermacherei: Mit Texten voller Chuzpe, absurden Alltagsgeschichten, kleinen politischen Aufständen und herzerweichenden Reflexionen über die Liebe, die ihresgleichen in dieser Sprache suchen. Nun also schon wieder 23 neue.

Morgen stellt Funny van Dannen sein elftes Album in der Fabrik vor.

Fr, 25. 9., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36