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Archiv-Artikel

Wieder auf dem rechten Weg

Nun ist das Lehrstück über die falschen Freunde vorbei. Immerhin mit Happy End. Julia Bohl ist frei. Bekannt wurde die inzwischen 26-jährige Deutsche vor drei Jahren, als sie in Singapur mit Drogen erwischt wurde. Ihr drohte damals die Todesstrafe, weil sie 682 Gramm Haschisch bei sich hatte. Ab 500 Gramm sieht das Gesetz in Singapur den Tod durch den Strang vor und die Hinrichtung wird immer vollstreckt.

Das Leben der Frau rettete ein Labor: Der Stoff enthielt nur 281,6 Gramm reines Rauschgift. Bohl bekam mildernde Umstände und wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt. Wegen guter Führung wurde ihr jetzt ein Drittel ihrer Strafe erlassen.

Julia Bohl hatte weder eine wilde Vergangenheit noch wollte sie sich als Aussteigerin in Südost-Asien mit Drogenschmuggel etwas dazuverdienen. Ihr Vater arbeitete als Bodeningenieur der Lufthansa in Singapur, die Tochter ging hier zur Schule. Mitschüler beschrieben sie als „intelligent und höflich“. 1998 machte sie an der Deutschen Schule in Singapur ihr Abitur, danach eine Lehre bei DaimlerChrysler als Groß- und Außenhandelskauffrau. Inzwischen war die Ehe der Eltern zwar zerbrochen, aber Bohl blieb mit ihrer Mutter in Singapur.

Irgendwann nach dem Abitur lernte die junge Frau ihren damaligen Freund kennen. Er war alles, was sie nicht war: Immer auffällig, wild und unbeherrscht. Außerdem war er mehrfach wegen Drogen vorbestraft. Seine Freunde besuchten das Paar in Julias Wohnung, um Drogen zu nehmen und auch mit Drogen zu handeln. So kam Julia Bohl in das Visier der Drogenfahndung.

Bei ihrem Prozess zeigte sie sich reuig. Sie bekannte sich schuldig, Drogen genommen zu haben. Es tue ihr sehr leid, besonders weil sie Gast in Singapur sei, ließ sie vor Gericht erklären. Der Vorwurf des Drogenhandels wurde fallen gelassen, weil die im Labor nachgewiesene Menge als Eigenbedarf durchging. Julia Bohl wurde vom Gericht zudem zugute gehalten, dass sie gegen ihren Freund aussagte. Er ist zu 21 Jahren Haft und 20 Stockhieben verurteilt worden.

Im Gefängnis begann Bohl dann ein Fernstudium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der renommierten London School of Economics.

Nach der Entlassung wurde Bohl den Einwanderungsbehörden Singapurs übergeben. Danach durfte sie ihre Eltern begrüßen, die für den Tag der Entlassung nach Singapur gekommen waren. Anschließend sollte Bohl nach Deutschland fliegen. Ihre Anwältin sagte, die 26-Jährige plane ihr Studium abzuschließen. Wie verlautete, könnte die 26-Jährige zunächst bei ihrem Vater bleiben, der als Ingenieur in Amsterdam arbeitet. SOLVEIG WRIGHT