WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Lage in der Stadt
Morgen wird im SO 36 hart diskutiert – „Der 20. Juli und die deutsche Volksfrontgemeinschaft“ steht zur Debatte, und das Podium ist prominent besetzt: Heinrich Fink, Hermann L. Gremliza, Frank Brendle und der nicht wenig ruhmreiche Historiker Kurt Pätzold reden über die so genannten Widerstandskämpfer des 20. Juli und ihre Funktion, die Nation von Schuld zu entlasten. Diese Veranstaltung ist Teil der Mobilisierungskampagne für die Gelöbnix-Demo, die am Mittwoch stattfindet. Am frühen Abend sammeln sich die Demonstranten am S-Bahnhof Friedrichstraße, um anschließend über die Leipziger und die Potsdamer Straße zum Reichpietschufer zu gelangen, wo im Bendlerblock, dem damaligen Hauptquartier der Putschisten und heutigen Verteidigungsministerium, junge Bundeswehrsoldaten auf die Verfassung eingeschworen und in die Tradition jener ruhmreichen „Wehrmachtshelden“ gestellt werden sollen, die erst angesichts drohender Niederlage und in letzter Sekunde den Eid auf „den Führer“ missachteten. Mit massiver Behinderung und Gegenwehr von Polizeiseite ist zu rechnen, denn der 20. Juli gilt für die neuen Regierenden als ein überaus symbolträchtiger Tag.
Am Freitag wird im Mehringhof über das neue Bolivien gesprochen, Simón Ramírez Voltaire redet über die politische Perspektive dieses Landes, das bislang ja eher von Putsch zu Putsch taumelte. Später dann am selben Tag findet in der Wagenburg Schwarzer Kanal eine Soliparty für Mehmet statt, einen türkischen Aktivisten, der seiner Homosexualität wegen als Kriegsdienstverweigerer im Knast sitzt, sich jedoch wegen der homophoben Gesellschaft auch nicht ausmustern lassen möchte. Die Party mit DJs und Drinks soll UnterstützerInnen helfen und Anwaltskosten aufbringen.