KURZKRITIK: JENS FISCHER ÜBER DEN „INNEREN INNENMINISTER“ : Im Hirn von La Hengst
Da kommt der Innenminister zu Besuch – und die genreübergreifend künstlernde Bernadette La Hengst hat nicht mal aufgeräumt. Der nie weg gesaugte, von George Orwell verbreitete „1984“-Gedankenstaub, der ganze Polizeistaat-Paranoia-Müll, die fusselige Angst vor der Video-, Telefon- / Handy-, Internetüberwachung und dem Verlust der Privatheit.
All das und noch viel mehr möchte der äußere als innerer Innenminister auskundschaften und seine „Polittechnologie“ für die Unversehrtheit des sozialen Miteinanders anpreisen. Wolfgang Schäuble besucht das La Hengst‘sche Hirn. Einflüsterungen im jovial badensernden O-Ton. Für ein Hörspiel wurde so ein pointiert kabarettistischer Dialog zusammengeschnipselt. Die Transformation zur Bühnen-Performance, gefördert mit dem Bremer Autoren- und Produzentenpreis 2008, setzt auf ein parodistisches Therapiesitzungsszenario.
Das Publikum wird als Teilnehmer zum Mitspielen vereinnahmt. Nach durchaus mehrschichtiger Auseinandersetzung entfaltet sich als finale These: Unsicherheit führe zu selbstverantwortlicher Freiheit. Brillant komisches Zentrum der Aufführung aber ist das verbale Schäuble / Hengst-Pingpong: Dokumentarisches Material wird mit satirischem Witz, erkenntnisheller Subtilität und unaufdringlicher Selbstironie in Szene gesetzt.
Heute und morgen, jeweils ab 20 Uhr, in der „Stauerei“