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Archiv-Artikel

Der Durchbruch des Dauerkraulers

Langstrecken-Schwimmer Thomas Lurz peilt nach seinem WM-Sieg über fünf Kilometer seine zweite Goldmedaille an

MONTREAL dpa ■ Thomas Lurz nahm den Titel recht gelassen zur Kenntnis. Dabei war der 25 Jahre alte Student der Sozialwissenschaften bei der WM in Montreal Weltmeister über fünf Kilometer geworden. Für den Langstreckler aus Würzburg schien das ganz normal zu sein. „Das hat doch gut geklappt“, sagte der Dauerkrauler. Ein kleines Bierchen war ihm die WM-Krone aber schon wert: „Ich trinke nicht gern Bier, aber bei dem Weltmeistertitel kann man schon eine Ausnahme machen.“

Im Spurt über die letzten 1.500 Meter war Lurz der Konkurrenz auf der alten olympischen Ruderstrecke in unmittelbarer Nähe des Formel-1-Kurses davongeschwommen. Seinen nächsten Coup hat er für Mittwoch über zehn Kilometer geplant: „Ich will versuchen, meinen Titel zu verteidigen.“

In Dubai war Lurz im vergangenen Jahr zum Überraschungssieg geschwommen. Viele hatten ihn damals noch nicht auf der Rechnung. Aber jetzt gehört er zum Kreis der Favoriten. „Ich habe gemerkt, dass die Gegner schon auf mich gucken“, sagte er. Aber es störe ihn nicht. Großen Erwartungsdruck empfindet er auch nicht. Denn er weiß: „Ich bin eigentlich ganz gut drauf.“ Rennen wie Gegner können ihm keine Angst machen. „Ich freue mich darauf.“

Cool und locker war er in das Rennen gegangen, überließ den Gegnern zunächst die Führungsrolle. Langstrecken-Koordinator Christian Bartsch traut Lurz im Verlauf des Championats noch alles zu. „Super, wie Thomas das gemacht hat“, stellte er nach der taktischen Meisterleistung des Würzburgers fest. „Jetzt kann er locker anschwimmen, dem Rennen über zehn Kilometer kann er mit aller Ruhe entgegensehen.“

Gute Nerven braucht auch Britta Kamrau. Nach ihrem enttäuschenden sechsten Platz über fünf Kilometer setzt die Doppelweltmeisterin von 2004 über 10 und 25 Kilometer auf ihren Kampfgeist. „Ich wusste, dass es auf den fünf Kilometern schwer wird. Ich bin ärgerlich über den großen Abstand nach vorne“, stellte die 26 Jahre alte Jura-Studentin nach der, wie sie sagte, „Prügelei“ im Wasser fest. Aber Angstmachen gilt nicht: „Noch ist die Hoffnung nicht restlos verloren. Es wird neu angegriffen.“

Auf den zehn Kilometern am Mittwoch will sie neues Selbstbewusstsein tanken – und zum krönenden Abschluss am Freitag über ihre Lieblingsstrecke 25 Kilometer der Konkurrenz die passende Antwort geben – so ähnlich wie Andreas Wels aus Halle/Saale und der Berliner Tobias Schellenberg, die Synchronspringer vom Drei-Meter-Brett. Das Duo gewann die Silbermedaille. Sie sprangen am Sonntag eine hervorragende Finalserie. Besser war nur das chinesische Paar.