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Geschichte

Die Geschichte der taz

1977 - 1986: Damals... Wie alles begann

Der "Prospekt Tageszeitung" und der erste Redaktionsstandort in der Wattstraße im Berliner Wedding Foto: Archiv

Die taz erscheint seit dem 17. April 1979 täglich. Die Startauflage liegt bei 63.000 Exemplaren.

1977

"Deutscher Herbst", "bleierne Zeit": Der Staat durchkämmt die Republik nach RAF-Terroristen, verhängt eine Nachrichten- und Kontaktsperre. Auf der Frankfurter Buchmesse treffen sich Spontis aus verschiedenen Städten und diskutieren das Projekt einer unabhängigen Tageszeitung.

1978

Christian Ströbele, Jean-Marcel Bourgerau von der französischen „Libération“ und Achim Meyer vom Münchner „Blatt“ verkünden dem Publikum des TUNIX- Kongresses in der TU Berlin die Pläne der Gründung eines linken Tagesblattes. Bis Ende des Jahres bilden sich Initiativ-Gruppen in dreißig Städten. Die erste Nullnummer erscheint nach fünftägiger Produktionszeit in Frankfurt am 27. September. Ende des Jahres sind Bestellungen für 1.534 Voraus-Abos eingegangen.

In 25 Städten bereiten „taz-Inis“ die Zeitungsgründung vor. Aus einigen von ihnen entstehen später Regionalredaktionen: Hannover, Freiburg, Frankfurt oder München, vor allem aber die taz-Regionalausgaben Hamburg und Bremen. Das „Nationale Plenum“, basisdemokratisches Gremium aller Gruppen, beschließt nach intensiver Diskussion im Dezember in Frankfurt, dass der Sitz der künftigen Zentralredaktion in Berlin sein wird. Berlin-Förderung und günstige steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten geben den Ausschlag für die Mauerstadt. Für den Beginn der täglichen Produktion wird der 2. April 1979 eingeplant.

Georg Schmitz, der "Erfinder" der Säzzer-Bemerkung, im taz-Sazz Foto: Sabine Sauer

1979

In weiteren Nullnummern erarbeitet die entstehende Redaktion eine neue Tageszeitung. Die taz erscheint seit dem 17. April 1979 täglich. Die Startauflage liegt bei 63.000 Exemplaren, verkauft werden von der ersten Ausgabe rund 20.000. Zentralredaktion und Verlag sitzen in der Weddinger Wattstraße. Das Einheitsgehalt der MitarbeiterInnen beträgt DM 800.

Michael Sontheimer nach einem feminsitsichen Überfall in der Berlin-Redaktion Foto: Peter Hebler

1980

Unter dem Pseudonym „Gernot Gailer“ erscheint am 12. September in der taz ein Text über den Besuch in einer Peep-Show: "Eine Traumfrau zieht sich aus". 150 Frauen aus 15 Städten reagieren darauf mit einem Boykott-Aufruf: „Chauvis raus aus der taz!“ Als Anfang November ein pornografischer Comic erscheint, treten die taz-Frauen in einen einwöchigen Streik. Ein „Sonderplenum“ verkündet kurz darauf den sog. Frauenbeschluss: 52 % aller Planstellen sollen in der taz mit Frauen besetzt werden.

Am 3. November erscheint zum ersten Mal der Berliner Lokalteil der taz. Solidarität mit den Befreiungsbewegungen in Lateinamerika: Die taz beginnt mit ihrer Spendenaktion „Waffen für El Salvador“. Obwohl innerhalb der Leserschaft umstritten, erbringt die Aktion mit insgesamt DM 4.737.755 in zwölf Jahren ein enormes Spendenvolumen.

1981

Annette Eckert und Mathias Bröckers – taz-Kulturredaktion 1981 Foto: Richard

Ab Februar erscheint die erste der täglichen Frauen-Seiten. In Berlin wird das hundertste Haus besetzt. Die taz ruft zu einem Mietboykott der Neuen Heimat auf, der sie durch eine Schadenersatzklage teuer zu stehen kommt. Im Juni kann der 20.000. Abonnent begrüßt werden. Ab Juli erscheint die tägliche Foto-Ecke „Augenblicke“ und am 6. Oktober die erste Ausgabe der taz-hamburg.

1982

Bürgerkrieg im Libanon: Die taz hat eine Korrespondentin im von der israelischen Armee belagerten Beirut. Die polnische Gewerkschaft Solidarnosc wird verboten. Die taz schleust einen Mitarbeiter auf der Leninwerft in Gdansk ein. Hans-Christian Ströbele hat keine Lust mehr, mit seinem Kombi täglich belegte Brote in die Redaktion zu fahren. Die taz richtet deshalb ihre erste Kantine ein. Norbert Thomma, Mitglied des Küchenkollektivs, wird 13 Jahre später Chefredakteur.

1983

Redakationskonferenz 1983 Foto: Udo Schewietzek

Erstmals ziehen die Grünen in den Bundestag ein. Der Volkszählungsboykott bewegt sich auf seinen Höhepunkt zu. Die taz setzt inzwischen 22.000 Abos ab und bringt im Oktober erstmals eine Samstags-Ausgabe heraus. Berichte über den Überwachungsstaat nehmen einen großen Teil ihrer Berichterstattung ein.

1984

Das Orwell-Jahr 1984 wird in der taz zu einer Zäsur: Die erste schwere Finanzkrise führt zu einem Stellenabbau und zu Kürzungen der ohnehin geringen Löhne.

1985

Gorbatschow wird Generalsekretär der KPdSU. Das für damalige Verhältnisse modernste Redaktionssystem, ein neues Layout und weitere Rubriken werden bei der taz eingeführt. Seit 19. April erscheint zunächst wöchentlich die taz-bremen. 1986 stellt sie auf tägliche Erscheinungsweise um.

Der Verein „Freiabos für Gefangene“ wird von der taz gegründet und versorgt Insassen von Justizvollzugsanstalten mit Zeitungen und Zeitschriften.

1986

Der Super-GAU: Ein Reaktorblock im AKW Tschernobyl schmilzt, eine radioaktive Wolke überzieht Europa. Der Strahlenkompass mit den Becquerelwerten wird zum festen Bestandteil der taz-Berichterstattung. Die Auflage schnellt auf 36.000 Abonnements hoch, die taz ist jetzt bundesweit im Einzelhandel erhältlich.

Erstmalig erscheinen Ressortseiten wie die TV-Seite „Flimmern & Rauschen“, die Sportseite „Leibesübungen“ und eine Wirtschaftsseite. Mit Redakteur Thomas Hartmann wird erstmal ein „Freigestellter“ ernannt, der Koordinations- und Leitungsfunktionen übernehmen soll.

Die taz-bremen wird gegründet. Ein Brief der Brüder von Gerold von Braunmühl, den die RAF ermordete, wird taz-Titelseite.

1987 - 1996: Die taz wird Genossenschaft

Genoss:innengenuss Foto: taz

Die taz feiert zehnjähriges Bestehen mit einem Fest im Berliner Tempodrom. Und sie wird Hausbesitzerin.

1987

Die taz fälscht das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ und verbreitet es in der Bundesrepublik. Viele der Vorhersagen bewahrheiten sich später: McDonald´s in Leipzig, Hanfanbau in Brandenburg.

1988

Eine „Porno-Seite“ löst einen neuen taz-Frauen-Streik aus. Die verantwortlichen Redakteure Wiglaf Droste und Helmut Höge werden für eine Woche vom Dienst suspendiert. Ein weiterer Skandal entzündet sich an einem Artikel des Berliner Künstlers Thomas Kapielski, der darin den Begriff „gaskammervoll“ zur Beschreibung einer Disco verwendet. Die Mitgliederversammlung entlässt daraufhin zwei Redakteurinnen der Berliner Kultur-Redaktion.

Die taz übernimmt regelmäßig Beiträge aus der in London erscheinenden Monatszeitschrift „Index on Censorship“. „Index“ widmet sich verbotenen Texten aus aller Welt und wird in über 100 Ländern vertrieben. Die taz gibt außerdem die ersten Ausgaben der deutschsprachigen „Lettre International“ heraus. Unter der Leitung von Frank Berberich entsteht die europäische Kulturzeitschrift als Vierteljahresschrift . Ein „Leitungsgremium“ unter Führung von Wirtschaftsredakteurin Georgia Tornow übernimmt Aufgaben einer Chefredaktion. Nachdem der Hurrikan „Joan“ halb Nicaragua verwüstet hatte, initiiert die taz die Spendenaktion „Schulen für Bluefields“. Ihre LeserInnen spenden innerhalb weniger Monate DM 590.000.

1989

Die taz feiert 10-jähriges Bestehen mit einem Fest im Berliner Tempodrom. Und sie wird Hausbesitzerin: Ihr gehört nun ein mit Mitteln der Stiftung Umverteilen gekaufter denkmalgeschützter Altbau in der Kochstraße 18, mitten im alten Berliner Zeitungsviertel. Seit 1993 erinnert hier eine Gedenktafel an den APO-Vordenker Rudi Dutschke, der 1968 nach beispielloser Hetze in den Springer-Zeitungen einem Attentat zum Opfer fiel. 1979 starb er an den Spätfolgen.

Westpakete

Georgia Tornow und die taz-Redaktion begrüßen den Dalai Lama im neuen Verlagshaus. Der iranische Revolutionsführer Chomeini ruft die Muslime auf, den Autor Salman Rushdie zu töten: Die taz veröffentlicht Auszüge seines Buchs „Satanische Verse“. Als die Mauer fällt, werden die ersten Exemplare der taz noch am selben Tag in den Osten exportiert.

1990

Seit 26. Februar erscheint die von Ostberliner KollegInnen im taz-Anbau-Verlag produzierte Ost-taz als erste bundesdeutsche Zeitung flächendeckend in der DDR. Kurzzeitig erreicht die Auflage über 100.000 Exemplare. Wenig später scheitert das Projekt am Streit über den Abdruck von Listen mit Stasi-Liegenschaften und wird zur Währungsunion am 1. Juli wieder eingestellt. Ein Teil der Redaktion, unter ihnen Mitbegründer Jürgen Kuttner, wechseln in die Zentralredaktion nach Kreuzberg.

Die Frauenseite wird eingestellt: Die Macherinnen setzen darauf, Frauenthemen ab sofort quer durch alle Ressorts in der taz unterzubringen.

World Media, ein internationales Gemeinschaftsprojekt von 18 Zeitungen aus der ganzen Welt, erscheint erstmalig mit der taz-Weihnachtsausgabe. Weitere Ausgaben erscheinen in den folgenden Jahren. Finanzielle Engpässe zwingen die taz 1992, aus dem Projekt auszusteigen.

Fröhliche Menschen auf der Bösen Brücke Foto: Peter R. Asche/Creative Commons

1991

Die taz reagiert auf den Wegfall der bis dahin überlebensnotwendigen Berlin-Förderung mit der Gründung der taz-Genossenschaft. In einer internen Zerreißprobe setzt sich das Genossenschaftsmodell damit gegen Planungen durch, Investoren und Fremdkapital in die taz zu holen: 3000 Gründungsmitglieder zeichnen für drei Millionen D-Mark Anteile und retten die taz aus der aktuellen Finanzkrise. Mit dieser Konstruktion ist das bis heute gültige Unternehmensmodell der taz geschaffen. Ein Vorstand, in dem die taz-Geschäftsführung und drei von den taz-MitarbeiterInnen gewählte Mitglieder sitzen, wird in jährlichen Generalversammlungen vom Aufsichtsrat entlastet.

Gegen die neue und brutale Fremdenhatz setzt die taz mit einer Sonderausgabe ein Zeichen: 67 AusländerInnen machen die taz.

Neben dem Altbau in der Kreuzberger Kochstraße wird ein von Architekt Gerhard Spangenberg entworfener Neubau bezogen. Die „Wahrheit“-Seite - konzipiert von Mathias Bröckers und Karl Wegmann - erscheint erstmals, am 6. Dezember zeichnet ©TOM sein erstes „Touché“.

1992

Wachstum vs Umwelt Foto: Katja Gendikova

Einheitslohn und Basisdemokratie sind seit Einführung des neuen Verlagsmodells Geschichte, die taz bekommt Abteilungs- und Ressortleitungen. Im Januar tagt erstmalig der neu gegründete taz-Betriebsrat. Mit Elke Schmitter und Michael Sontheimer gibt es zum ersten Mal eine Chefredaktion, Jürgen Gottschlich ist Stellvertreter. Blattreform und neues Layout: Die taz erfindet das Ressort „Wirtschaft und Umwelt“. In einer Rettungskampagne „Keine taz mehr – ohne mich!“ werden 11.000 neue AbonnentInnen gefunden. Die gedruckte Auflage steigt auf über 84.000, die Aboauflage auf 45.000 Exemplare.

1993

Fusion von „Bündnis 90“ und „Die Grünen“. Die taz-Berichterstattung ist von den Gräueln des Bosnien-Kriegs dominiert. Der ovale Redaktionstisch der taz diente 1969 dem Sozialistischen Anwaltskollektiv, dann der Kommune 1 und später dem Sozialistischen Zentrum. HausbesetzerInnen hatten ihn 1990 aus der taz-Kantine geklaut, seitdem ist er verschollen. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, er sei 1993 bei Potsdam verbrannt worden.

1994

Völkermord in Ruanda. Die taz etabliert sich als führende Zeitung für Afrika-Berichterstattung in Deutschland. Das erste taz-Archiv auf CD-ROM erscheint. Mit Arno Luik, Thomas Schmid und Norbert Thomma folgt ein neues Chefredaktionsteam auf die von der Redaktion im April abgelösten VorgängerInnen. Der 15. Geburtstag wird mit einem Fest in der Berliner Volksbühne begangen.

Die taz versucht, sich mit einer Ausweitung ihrer Anzeigenakquise neu auf dem schwierigen Anzeigenmarkt zu positionieren. Trotz Teilerfolgen umfassen bezahlte Anzeigen 1996 nicht mehr als 17 % der Gesamterlöse, der Rest stammt aus Abonnements und Einzelhandelsverkäufen. Imageprobleme und die geringe Auflage sind der Grund.

Die taz unterstützt die Gründung der deutschen Sektion der Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“. Alljährlich zum „Tag der Pressefreiheit“ am 3. Mai erscheint deren Fotoband „100 Fotos für die Pressefreiheit“. Das Büro der Sektion ist in den ersten Jahren im taz-Verlagshaus untergebracht.

1995

Le Monde diplomatique spricht nun auch Deutsch Foto: taz

Im Mai erscheint die erste deutschsprachige Ausgabe der Le Monde diplomatique als Beilage in der taz und als selbständiger Titel. „LMd“ wird sich in den folgenden Jahren zu einem der Erfolgsbereiche der taz entwickeln. Seit Mai ist die taz als erste deutsche Tageszeitung komplett im Internet zu lesen.

1996

Die taz-Anzeigenabteilung professionalisiert sich weiter durch bundesweite Verlagsvertretungen. Zum 17-jährigen Geburtstag der taz produzieren KarikaturistInnen die aktuelle Ausgabe. Die Zeitung ist von Flensburg bis Passau bereits am frühen Morgen ausverkauft. Klaudia Brunst und Michael Rediske übernehmen, zunächst kommissarisch, die Redaktionsleitung. Hermann-Josef Tenhagen stößt als Stellvertreter hinzu. Nach einer erneuten Finanzkrise stellt die taz die Vertrauensfrage: „5.000 Abos bis zum 30. September oder wir machen dicht.“

Die Aboauflage überschreitet die magische Grenze von 50.000 Exemplaren. Das „Drei-Liter-Modell“ propagiert – erfolgreich – die Anwerbung neuer Genossenschaftszeichnungen zum Überleben des Verlags.

1997 - 2006: Tagesschau wird verboten

Der 11. September 2001 beschert der taz eine Steigerung ihrer Abozahlen auf rekordträchtige 49.500 Exemplare.

Foto: taz

1997

Die taz erweitert ihren Wochenendteil um das taz.mag: Auf zwölf Seiten erscheinen seit 27. September Dossiers, Schwerpunkt- und Hintergrund-Artikel in einem eigenen Zeitungsbuch.

1998

„Dachschaden in der taz“ titelt die taz am 17. April. 30 Jahre nach 68 produzieren ehemalige Aktivistinnen und Aktivisten die aktuelle Ausgabe. Bascha Mika wird Chefredakteurin, mit Thomas Eyerich und Peter Unfried kommen 1999 neue Stellvertreter hinzu. 2004 löst Reiner Metzger Thomas Eyerich ab. Am 27. September gewinnt Gerhard Schröder die Wahl zum Bundeskanzler, eine rot-grüne Regierung löst nach 16 Jahren die Regierung Helmut Kohl ab.

Die taz erweitert sich um überregionale Berlin-Seiten, um aus der künftigen Regierungs- und Hauptstadt besser berichten zu können. Ab Oktober erscheinen Regionalbeilagen Ruhr und Münster, die aus finanziellen Gründen ab 2000 in einer Neukonzeptionierung in den taz-nrw-Seiten aufgehen.

1999

Mit 4.000 Gästen feiert die taz am 17. April ihren 20. Geburtstag im überfüllten Berliner Kulturzentrum „Tacheles“. Veröffentlichung der Liste des American Jewish Committee mit Zwangsarbeiterunternehmen in der taz. Erneute Finanzkrise: In einer Erpressungs-Kampagne droht die taz ihren LeserInnen u.a. mit „Adels-„ und „Titten-taz“. Nach Jahren der Entwicklung wird 1999 das neue Redaktions- und Produktionssystem eingeführt.

2000

Auf neuen Schwerpunktseiten präsentiert die taz ihre journalistischen Stärken. Ein modernes Layout und eine eigene Schrift unterstützen die Reform. Die tägliche Kolumne auf der Seite eins darf nicht „Tagesschau“ heißen, weil der NDR als Sender der gleichnamigen Nachrichtensendung den Namen per Klage verbieten lässt: „verboten“ ist geboren. Seit dem Frühjahr erscheinen wöchentliche Extra-Seiten der taz ruhr, taz münster und taz köln. Die türkisch-deutsche „Persembe“ erscheint wöchentlich als taz-Beilage, muss aber nach 11 Monaten aus Kostengründen wieder eingestellt werden.

Foto: Archiv

2001

Die taz veranstaltet einen dreitägigen Kongress im Berliner Haus am Köllnischen Park mit dem Titel „Wie wollen wir leben?“. Der 11. September beschert der taz eine Steigerung ihrer Abozahlen auf rekordträchtige 49.500 Exemplare und wachsende Einzelhandelserlöse.

2002

Zeitungskrise: Nach dem 11. September 2001 geraten weltweit auch die Pressemärkte in die Krise. Starke Einbrüche auf dem Anzeigenmarkt sorgen selbst bei etablierten Blättern für Massenentlassungen. Dank guter Vertriebserlöse und der wachsenden UnterstützerInnen-Schar in der taz-Genossenschaft ist die Lage der taz stabil. Der „taz-Kongress on tour: Wie wollen Sie leben?“ zieht durch zehn Städte.

2003

Die taz schickt mit der Sängerin Senait eine eigene Kandidatin zum Grand Prix. Im deutschen Vorentscheid im März wird Senait mit ihrem Song „Herz aus Glas“ achtbare Vierte. Mit tazzwei wird ein neues Ressort für Kultur- & Gesellschaftsthemen gegründet. Die taz Entwicklungs KG startet und mit ihr der tägliche Lokalteil für Nordrhein-Westfalen. Mit der sogenannten „Feindes-taz“ zum 25. Jubiläum der Nullnummer am 27. September verkauft die taz die Rekordmarke von 100.000 Zeitungen. Le Monde diplomatique gibt erstmalig den „Atlas der Globalisierung“ heraus, weitere Ausgaben folgen in den nächsten Jahren – ein Verkaufsschlager.

2004

Reinfeiern Foto: Archiv

"Die taz wird 50", titelt die taz am 17. April 2004 und wagt zum 25. Geburtstag einen Blick in die Zukunft. Mit fast 200.000 Euro Gewinn ist diese Ausgabe aufgrund der vielen Anzeigen die finanziell erfolgreichste der taz-Geschichte. Gefeiert wird mit einem weiteren Kongress im Berliner „Hebbel am Ufer“ und einer Geburtstags-Gala im neu eröffneten Tempodrom.

Mit dem tazpresso entwickelt die taz ein erfolgreiches Geschäftsmodell jenseits vom Print- und Online-Geschäft: einen fair gehandelten Bio-Espresso, der mit den Kooperationspartnern des Fairhandelsunternehmens gepa bundesweit in den Handel gebracht wird. Die von der taz-Belegschaft in einer großen Verkostungsaktion ausgewählte Mischung afrikanischer Bohnen erfreut sich über die kommenden Jahre wachsender Beliebtheit und wird auf diversen Buchmessen und Kirchentagen am taz-Stand ausgeschenkt.

2005

Habemus Kanzlerin Foto: Archiv

Einen Relaunch erfährt die Titelseite der taz. Mit einem dazu eingerichteten Nachrichtendesk, der aus RedakteurInnen verschiedener Ressorts zusammengesetzt ist, soll die Verkaufstauglichkeit der Seite eins verbessert werden. Ab 30. April erscheint die taz mit neuer Typografie und neuem Logo-Schriftzug. Mit dem Panter Preis sucht die taz seit 2005 jährlich die "HeldInnen des Alltags". Ein LeserInnenpreis und ein Preis einer prominent besetzten Jury sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert und ehren Zivilcourage und uneigennütziges Engagement. Die ersten Preise werden in einer Benefiz-Gala im Centrum Judaicum verliehen.

2006

Mit drei Sonderausgaben setzt die taz-Redaktion höchst unterschiedliche Glanzlichter: Zur WM erscheint das Journal „Es ist Liebe“, zum 20. Jahrestag erinnert eine Sonderausgabe an den GAU von Tschernobyl und zum 27. taz-Geburtstag produzieren BuchverlegerInnen die tageszeitung.

2007 - heute: taz.de startet durch

Yes www can! Foto: taz

Seit 1995 ist die taz online. 2007 wurde taz.de überarbeitet und von einer fünfköpfigen Redaktion übernommen.

2007

Die taz-Initiative zur Umbenennung der Kreuzberger Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße führt zum Erfolg. Ein von der CDU gestartetes Bürgerbegehren war im Vorfeld gescheitert, ebenso die Klage einiger Anwohner vor dem Oberverwaltungsgericht. Seit April stößt die Axel-Springer-Straße nun auf die – größere – Rudi-Dutschke-Straße.

Online-Relaunch: Seit 1995 stellte die taz ihre Zeitungsartikel eins zu eins online. Mitte Juni 2007 wird die Website komplett überarbeitet und von einer fünfköpfigen Redaktion übernommen. Das Aussehen der Website wird komplett überarbeitet: Kennzeichen von taz.de wird der schwarze Riegel. In nur drei Jahren gelingt es so taz.de, die Besucherströme zu verdoppeln. Weniger erfolgreich ist der Versuch, einen NRW-Regionalteil der taz zu etablieren. In einer letzten Rettungskampagne werden zwar 800 zusätzliche Abos eingeworben, doch das genügt nicht, um den Regionalteil zu finanzieren: Die taz-nrw muss am 31. August ihr Erscheinen einstellen.

Anlässlich des 25. Todestages von Rudi Dutschke wurde die Umbenennung beantragt Foto: dpa

2008

Über 8.000 LeserInnen, Mitarbeitende und FreundInnen sichern die wirtschaftliche und publizistische Unabhängigkeit de taz. Gemeinsam halten sie ein Genossenschaftskapital von über 8 Millionen Euro. Mit der taz Panter Stiftung werden Ausbildungen junger JournalistInnen und der Panter Preis finanziert. Mit dem Hausblog wird eine neue Kommunikationsplattform für taz-interne Nachrichten eingerichtet.

2009

30 Jahre taz – gefeiert wird mit „¿Tu was!Freiheit & Utopie”, einem zweitägigen Kongress, 3.000 Gästen und viel Prominenz im Berliner Haus der Kulturen der Welt. Parallel zum Kongress startet die taz ihre neue Wochenendausgabe, die sonntaz. Mit der Einführung der sonntaz wird auch die Zeitung durchgehend neu gestaltet. Auffälligste Änderung ist die Invertierung des tageszeitung-Logos. Entsprechend wird auch der taz.de-Riegel rot.

„Friede sei mit Dir!” oder der Pimmel über Berlin Foto: Peter Lenk

Nach über zehn Jahren verabschieden sich Bascha Mika und Peter Unfried aus der Chefredaktion. „Eine Idee braucht immer wieder Antrieb und auch ein Gesicht, für beides stand herausragend und weit über die Öffentlichkeit der taz hinaus Bascha Mika”, sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch in einem Dankwort. Ines Pohl übernimmt im Sommer 2009 die Chefredaktion, Reiner Metzger bleibt als ihr Stellvertreter in der Redaktionsleitung der taz.

Der fünfte taz Panter Preis wird in der Komischen Oper Berlin verliehen.

„Friede sei mit Dir!” – ein Relief des Künstlers Peter Lenk, mit dem über fünf Stockwerke aufragenden Penis des BILD-Chefredakteurs Kai Diekmann, sorgt für Aufregung innerhalb und außerhalb des Hauses. Im Jahr 2002 hatte Kai Diekmann eine „Wahrheit”-Satire der taz verbieten lassen, auf der behauptet worden war, Diekmann habe sich einer missglückten Operation zur Penisverlängerung unterzogen. Das Landgericht Berlin urteilte allerdings, dass Diekmann kein Schadensersatz zusteht: Schließlich verdiene er als BILD-Chef sein Geld ja selbst mit der Verletzung von Persönlichkeitsrechten.

Auch wenn der „Pimmel über Berlin” der Chefredakteurin und einigen MitarbeterInnen missfällt, wird das Kunstwerk an der taz-Wand schnell zu einer viel fotografierten Touristenattraktion.

2010

So sieht taz.de im Januar 2010 aus Foto: Archiv

taz.de erhält ein neues Design. Seit dem Relaunch 2007 ist der Online-Auftritt der taz eine der Nachrichten-Webseiten mit dem stärksten Wachstum und überschreitet Anfang des Jahres die Zahl von 10 Millionen Visits im Monat.

Auch die ein Jahr zuvor gestartete „Plattform für Veränderung” bewegung.taz.de wird relauncht, über 500 Organisationen und 2.300 AktivistInnen sind hier vernetzt.

Im Oktober steht die erste taz-App für iPhone und iPad zum kostenlosen Download im Netz.

Die taz Genossenschaft begrüßt das 10.000. Mitglied, das Genossenschaftskapital beträgt mittlerweile 9,7 Mio Euro.

2011

Kleinvieh macht auch mit Foto: taz

Auf taz.de wird der eKiosk eröffnet, über den der Bezug des ePapers im Einzelverkauf möglich wird. Als Alternative zu den ersten Bezahlschranken (Paywalls) auf Nachrichtenseiten erfindet taz.de die „Pay-Wahl” – das auf freiwilliges Bezahlen setzende Projekt „taz-zahl-ich”, mit dem der Zugang zu taz.de weiter frei und kostenlos gehalten werden soll. Auf Facebook eröffnet die taz ihre Präsenz kommune.taz.de.

2012

Mehr zeo2-Emissionen bitte! Foto: Archiv

Von der Deutschen Umwelthilfe übernimmt der taz-Verlag das Magazin zeo2. Im Mittelpunkt des vierteljährlich erscheinenden Heftes stehen die Klima-, Energie- und Verkehrspolitik, die Endlichkeit von Ressourcen und Biosphäre, das Jahrhundert-Thema Nachhaltigkeit, aber auch die individuellen Lebensstile und Öko-Strategien der Menschen.

Einen weiteren Zuwachs in der taz-Familie bildet die um die Auseinandersetzung um das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 entstandene unabhängige Wochenzeitung kontext, die seit dem Frühjahr der Wochenendausgabe der taz beigelegt ist. Im Juni steht die neue kostenlose taz-App für das mobile Betriebssystem Android bereit und entwickelt sich rasch zu einem großen Erfolg. Auch taz.de bekommt endlich eine Mobil-Version.

2013

Im Juli 2013 erscheint taz.de in neuem Design

Die im Januar von der IVW veröffentlichten Auflagezahlen der überregionalen Tageszeitungen in Deutschland zeigen, dass alle Zeitungen im vierten Quartal des Vorjahres an Auflage verloren haben, nur die taz konnte um 1,6 Prozent zulegen – worauf im Hausblog zuversichtlich gemeldet wird: „Zeitungssterben? – ohne uns!”.

Für diese Zuversicht im Hause sorgt auch der Erfolg von „taz-zahl-ich”, der Appell an die Nutzer*innen von taz.de, freiwillig zu bezahlen, damit die Seite für alle kostenlos bleiben kann.

Ab Juli erscheint taz.de in neuem, zeitgemäßeren Design ... und den Leser*innen gefällt's.

2014

Am 24. Januar erinnert der Hausblog an die erste doppelseitige Groß-Anzeige der damals noch quasi anzeigenfreien taz 30 Jahre zuvor. Mit dem Slogan: „Es wurde Zeit, daß mal ein Kapitalist die Welt verändert.” bewarb Apple 1984 den ersten in Deutschland erhältlichen Mac. An eine taz-App für das iPad hat damals natürlich noch niemand denken können.

Im Februar gratuliert die taz-Familie dem Großen Vorsitzenden Kalle – Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch – zum 60. Geburtstag. Und schreibt das größte taz-Projekt aller Zeiten aus: den Architekturwettbewerb für den taz-Neubau in der Friedrichstraße.

So sollte es werden Foto: E2A / Piet Eckert und Wim Eckert / Architekten

2015

Der taz-Redakteur Sebsatian Heiser wird bei einer Spähattacke an den Rechnern von Kolleg*innen erwischt, die er mit einem Keylogger ausspionierte. Er flüchtete daraufhin nach Asien. Eines der letzte Projekte, um die sich Sebastian bei der taz gekümmert hatte, war die Erstellung einer Gemeinwohlbilanz, die im April 2014 dann vorlag.

Im September löst Georg Löwisch – vormals Ressortchef der taz. am wochenende, dann bei "Cicero" – Ines Pohl als Chefredakteur ab.

2016

Die neue Chefredaktion Foto: David Oliveira

Katrin Gottschalk und Barbara Junge komplettieren die neue Chefredaktion. Die taz für Berlin wird nicht mehr in Berlin gedruckt, sondern kommt von der Druckerei Prima aus Wittenburg bei Schwerin. Weitere Druckorte der taz sind Pinneberg und Gießen.

Der Neubau des taz-Gebäudes hat mit der Ausschachtung des Grundstücks begonnen. Der Fortgang kann über eine Live-Webcam auch im Netz verfolgt werden.

ein neues Zuhause Foto: Karsten Thielker