Zeit zum Anspecken

Start der großen Wahrheit-Vorfrühlingsaktion

Fettfoto: reuters

„Bier, Spätzle, Schoko“ – unter diesem herrlich speckigen Titel steht die diesjährige Aktion der Wahrheit gegen das Fasten. Trotz Corona beginnt ab heute am Aschermittwoch wieder die legendäre Anti-Fastenzeit. Statt, wie in den handelsüblichen Religionen vorgeschrieben, zu hungern und so wertvolle Kilos des wunderbar rund gefutterten Winterbauchs zu verlieren, verteidigt die Wahrheit ihre Pfunde tapfer und baut ihr Körpergewicht massiv aus. Wir schnallen den Gürtel endlich wieder weiter, immer weiter …

Dafür werden die im Pandemie-Gefängnis sowieso schon wichtigen Kochkünste noch einmal auf allerlei Leckereien ausgeweitet. Ein prächtiges Wildschweingulasch mit einer sämig dunklen Soße, in die sich Klöße oder Spätzle tunken lassen, damit sie vollgesogen Gramm um Gramm für eine Erweiterung des Körpergewichts sorgen, ist nur ein Beispiel für die reichhaltige Speisekarte der Anti-Fastenzeit. Ein Gänseleberblock als Vorspeise ist da schon fast unerlässlich. Hochwertige Fette schaffen eben erst den notwendigen Geschmack und runden jede Taille in ansehnliche Form.

„Butter, Butter, Butter!“, sollte der Schlachtruf gerade in mageren Zeiten sein. Es kann gar nicht genug des verzückenden Stoffs an die Speisen herangeführt werden. Es sei denn, es wird gleich auf Schmalz zurückgegriffen. Gänseschmalz – das ewige Wundermittel für jede Form des körperlichen Wohlbefindens.

Aber auch Desserts wie Mousse au Chocolat, Mohn-Marzipan-Schnecken oder Kompott mit Schwarzwälder-Kirsch-Eis und Sahne sind da selbstverständliche Beiträge, um bloß nicht vom Fleisch zu fallen wie gläubische Veganer oder andere geistig wie körperlich dürftige Kräfte des religiösen Milieus.

Nein, mit Blick auf den so sehnsüchtig erwarteten Frühling, auf die Nach-Lockdown-Zeit, wenn die Restaurants endlich wieder öffnen, essen und trinken, futtern und süffeln wir schon jetzt stolz unsere Wänstlein dick, während die Hungerhaken mit knurrenden Mägen ihre dürren Finger ablecken und sich fragen, warum sie sich jedes Jahr aufs Neue um diese Zeit den elenden Fastenwahn antun. „Bier, Spätzle, Schoko“, es lebe die wackere Gegenfastenbewegung!