das wetter: Der Ekel
Die Zeitung zahlte mäßig, die Zahlen auf dem Konto waren meist rot, dieser Tage hatten sie sich geschwärzt, zum ersten Mal seit Langem. Die Menschen in der U-Bahn atmeten schwer unter den Hüllen, die sie sich aufgeladen hatten: Schals, Handschuhe, Mützen, Masken, Kopfhörer. Winterjacken aus Daunen, aus Wolle, aus Fellimitat, aus Polyacryl, darunter mehrere Textilschichten von Pullovern über Hemden und T-Shirts bis hin zur Unterwäsche. Es war kurz vor Mittag, der Grad an Vernunft und Stille noch relativ hoch. Man ließ sich schaukeln, döste vor sich hin, checkte Kurznachrichten, spielte Jelly Splash, tinderte, träumte. Von anderen Dingen als denen, die sie erwarteten. Eine brünette Studentin mit Nasenstecker und umarmtem Rucksack las in einer aus der Stadtbibliothek geliehenen Ausgabe „Der Ekel“ von Sartre. Für diesen Tag die passende Lektüre.
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