brief des tages
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Arbeit wie jede andere?

„Nicht mal genügend Bettwäsche“,

taz vom 27. 12. 20

Was für eine absurde Diskussion zum Thema Prostitution und den deutschen Sonderweg. Rund um uns herum führen immer mehr Staaten das nordische Modell der Freierbestrafung ein. Und hier diskutieren zwei Frauen den Sinn des Gesetzes, das angeblich die Rechte von Prostituierten stärken soll. Nur: Männer als Sexkäufer kommen in der Diskussion überhaupt nicht vor. Ganz so, als wären die gar nicht beteiligt. Was ist das für eine Gesellschaft, die meint, Männern im Jahre 2020 immer noch das Recht geben zu müssen, Frauenkörper beliebig zu benutzen? Man schuf zur eigenen Beruhigung den Kampfbegriff der „Sexarbeiterin“, um Normalität vorzutäuschen, wo es die nicht gibt. Man stelle sich nur einmal vor, die Agentur für Arbeit würde Frauen den „tollen Job im Bordell“ anbieten – und bei Nichtantreten mit Strafen drohen. Welchen immensen Schaden das Bild der Frauen als Hure in den Köpfen von Männern anrichtet, kann man nur ahnen. Ein abfälliger Blick auf alle Frauen ist noch das Harmloseste. Es wird höchste Zeit, dass auch wir endlich den Schweden folgen und den Sexkauf verbieten. Uwe Barkow, Frankfurt am Main