: Abgeschöpfte Leidenschaft
DRITTE LIGA Ein Auftaktsieg macht noch keine Saison: Der VfL Osnabrück gibt sich ambitioniert – und sammelt bei den Fans für einen Mittelstürmer
Dieser Verein ist ein Phänomen: Fast pleite gewesen, dem Aufstieg in die zweite Fußball-Bundesliga in der vergangenen Spielzeit hoffnungslos hinterhergehinkt – und nun sollen, bei denkbar geringem Etat, Erfolge her. Dennoch kamen am Samstag 11.700 Zuschauer zum Auftaktspiel dieser Drittligasaison, um ein neu formiertes Team anzufeuern, das gegen die Amateure von Borussia Dortmund verdient mit 2:0 (1:0) gewann. „Da waren zwei Mannschaften mit Leidenschaft und rassige Zweikämpfe“, sagte auch Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz.
Angespannte Finanzlage
Wichtiger als die drei Punkte ist dabei die Leidenschaft: In Osnabrück müssen die Fans seinen Siegeswillen spüren, dann sind sie ihrem VfL treu ergeben. Und so wird zurzeit Geld bei den Anhängern gesammelt, um dem klammen Verein bei der Verpflichtung eines weiteren Stürmers unter die Arme zu greifen. Denn ein echter Mittelstürmer fehlt auch in diesem Sommer, daraus macht der Coach keinen Hehl, als Sportdirektor zugleich verantwortlich für die Einkaufspolitik.
Am Donnerstag erst hatte Wollitz den 21-jährigen Adriano Grimaldi von Fortuna Düsseldorf zur Unterschrift beim VfL bringen können. Gegen Dortmund war der noch nicht im Kader – und wurde auch nicht wirklich benötigt: Gaetano Manno (41.) und die einzige Spitze Simon Zoller (71.) sorgten für den ungefährdeten Erfolg. Insbesondere für Zoller sei das Tor eine Erlösung gewesen, so Wollitz, denn „der muss jeden Tag lesen, dass ein neuer Stürmer her muss“.
Der VfL hätte mit seinen gut herausgespielten Chancen durchaus höher gewinnen können. Doch zunächst traf Manno nur den Pfosten, bei einem Kopfballtor von Zoller entschied der Schiedsrichterassistent auf Abseits, und Marcus Piossek flog gleich zweimal unter eine Flanke hindurch.
„Richtig geile Truppe“
Der VfL präsentierte sich dabei dennoch als zusammenhängendes Team. „Wir haben eine richtig geile Truppe“, so Torwart Manuel Riemann: „Es wird richtig Spaß machen, hier Fußball zu gucken.“ Mit Manno, Paul Thomik und Alexander Krük sind drei Spieler zurückgekommen, die dem Verein mit ihrer Erfahrung und einem Bonus bei den Fans gut zu Gesicht stehen.
Timo Staffeld als Spielmacher überzeugte noch im Testspiel gegen den VfL Bochum vor einer Woche, blieb nun aber blass. Dafür bewies Zoller, dass er kein Abstauber ist, aber als idealer Flankengeber und Vorbereiter wichtig sein wird. Mit Neuzugang David Pisot an der Seite von Martin Hudec ist die Innenverteidigung sicherer geworden. Im oberen Viertel der Tabelle dürfte Osnabrück mitspielen. HEIKO OSTENDORF